Hadamar 1908

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Aufnahme von Hadamar auf einer 1908 gelaufenen Postkarte

Datierung

Laut Stempel ist die Postkarte am 19. September 1908 an Fräulein Emilie Schardt, Westerburg, geschickt worden. Hergestellt wurde die Karte von Verlag J. Löwenthal, Frankfurt.

Blickrichtung

Der Fotograf stand offenbar südöstlich des Hadamarer Schlosses. Da links am Rand die Schlossbrücke nicht zu sehen ist, muss der Standort nördlich des Elbbachs sein. Die Felsen in der untere rechte Ecke gehören vermutlich zum Kalksteinbruch. Möglicherweise stand der fotograf im nördlichen Teil des Steinbruchs auf einem Felsen, der heute abgebaut ist.

Bildauswertung

Unten links: Die breite, helle Fahrspur war vermutlich die Zufahrt zum Kalkwerk.

Darüber: Dort ist die Schlossmühle an ihrem rundem Anbau zu erkennen.

Darüber: Zwei parallele Gebäude, das hinteres davon offenbar die Stallmeisterwohnung ("Haus Nattermann")

Darüber: Der Bahnhof ist gut zu erkennen, das Elbbachufer offenbar vollkommen ohne Bäume.

Darüber: Die Straße nach Hundsangen ist gut zu erkennen, rechts darunter das Gebäude Alte Chaussee 11 gut anzusprechen. Insgesamt istnicht gut zu erkennemn, wie weit die Alte Chaussee bebaut ist, aber es sieht nahc einen nur teilweisen Bebauung aus. Das passt zur Angabe der Denkmaltopografie, nach der die Alte Chausee um das Jahr 1900 herum bebaut wurde.

Hintergrund: Dort insgesamt sehr wenig auszumachen, wegen der unausgereiften Fototechnik der Zeit, aber Mönchberg (links) und Herzenberg (rechts) scheinen weniger bewaldet als heute.

Schloss und Wirtschaftsgebäude: Dort zeigen sich wenig Veränderungen im Vergleich zu heute, lediglich der Schlossplatz scheint parkartig bewachsen.

Rechts davon: Das Hospital St. Josef in einer frühen Bauform, die später erweitert wurde. Die Barmherzigen Brüder kauften an dieser Stelle 1862 das Hofgut Schmitz vom Herzogtum Nassau. An dem hier sichtbaren Bau erfolgten 1912 Erweiterungsbauten. Die Häuser links davon an der Gymnasiumstraße wurden später komplett niedergelegt und durch die Kapelle mit Apsis und ein normales Wohnhaus ersetzt.

Rechts davon: Die Hammelburg mit eckigem Anbau links, davor und daneben Scheunen.

Vordergrund: ein augenscheinlich neu angelegter Obstgarten

Offene Fragen

Zu welchem Gebäude gehört der vordere Giebel ganz links am Bildrand neben der vermuteten Stallmeisterwohnung?

Sonstiges

Der Text auf der Karte ist in Kurrentschrift verfasst und scheint den Dank von zwei Gefreiten und einem Unteroffizier der 2. Kompanie InfRgt 81 für die freundliche Aufnahme auszudrücken. Das Infanterieregiment Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel (1. Kurhessisches) Nr. 81 wurde 1866 von Kurhessen in Mainz gegen Preußen aufgestellt, kurz darauf aber im Rahmen der Annexion von Hessen-Nassau, der Reichsstadt Frankfurt und Kurhessens in die preußische Armee integriert. Es war von 1871 an in der Gutleutkaserne in Frankfurt stationiert. Es war Teil der 42. InfBrig, zu der der Landwehrbezirk Limburg/Lahn als Ersatzbezirk gehört, darin lagen auch Hadamar und der Kreis Westerburg. Das heißt unter anderem, dass die Brigade Rekruten aus der Region bezog und vielfältig mit ihr verbunden war.

Da der Brief im Herbst abgeschickt wurde, erscheint möglich, dass die drei Absender während der klassischen Manöverzeit im Herbst in Westerburg bei Emilie Schardt bzw. ihrer Familie einquartiert waren und auf der Rückfahrt nach Frankfurt von Hadamar aus die Postkarte abschickten.