Villa Fohr (Hadamar)
Die Villa Fohr, Herzenbergweg 13, ist ein stadtbildprägendes Wohnhaus am Herzenbergweg in Hadamar.
Das Gelände der späteren Villa war spätestens im 19. Jahrhundert in der Nutzung als Weinberg. Möglicherweise befanden sich dort auch schon Weingärten der Zisterzienserniederlassung in Hadamar, die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts am Herzenberg erwähnt werden.[1]
Die heutige Villa wurde 1905/6 für den Hadamarer Advokat, Privatbankier und Stadtrechner Oswald Fohr errichtet. 1938 erwarb die katholische Kirchemgeneinde Hadamar die Villa für 22.000 Reichsmark. Am 30. September 1938 zogen dort 14 Schwestern der Armen Dienstmägde Jesu Christi mit dem Allerheiligsten der Krankenhauskapelle ein, die vom nationalsozialistischen Regime aus dem Krankenhaus St. Anna vertrieben worden waren. Mit ihnen zog der im Annahaus lebende Geistliche Rat Johann Karl Giesendorf mit seiner Schwester ein. Von dort aus betreuten sie weiter ambulant Kranke in der Stadt. Nach dem Tod Giesendorfs kam Rektor Stephan Jörges am 27. Februar 1940 als Bewohner hinzu. Er weihte das Gebäude am 8. November 1940 unter dem Namen Sancta Maria dem Heiligsten Herzen Jesu. Nach dem Tod von Oswald Fohr am 27. Juli 1941 nahmen die Schwestern weitere Räume in ihre Nutzung. Am 2. September 1944 beschlagnahmte die Wehrmacht die Villa Fohr als Unterkunft für Offiziere und als Standort einer Wehrersatzinspektion. Am 14. November durften die zwischenzeitig in Privathäusern und bei den Barmherzigen Brüdern im Josephshaus untergekommenden Armen Dienstmägde zurückkehren, mussten das Haus aber parallel mit den Offizieren und rund 25 Hilfsarbeiterinnen des Militärs nutzen. Die Wehrmacht verließ das Gebäude am 22. März 1945, vier Tage bevor amerikanische Truppen Hadamar kampflos einnahmen. Die Armen Dienstmägde nutzten die Villa Fohr bis zum 31. Januar 1950 als Stützpunkt für die ambulante Krankenpflege. An diesem Tag verließen sie Hadamar.[2]
Der Denkmalwert beruht vor allem auf der Jugendstilarcitektur über einem Natursteinsockel mit frabigem Ornamentdekor und Schnitzereien an der Überdachung des Eingangs. Auch Giebel und Gesimse sind mit Schnitzerei verziert.[3]
Einzelnachweise
- ↑ Harald Zumpe: Stadtgeschichten. Wenn die Häuser reden könnten, Teil 13. Heimat-Post, November 2006.
- ↑ Alois Staudt: Die Stadtschwestern (1856-1950). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 45 f.
- ↑ Beschreibung der hessischen Denkmaltopographie, online verfügbar