Glasfachschule Hadamar

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Die Glasfachschule Hadamar ist eine überregional bedeutende berufliche Ausbildungsstätte für Glasberufe in Hadamar.


Die Initiative zur Einrichtung einer beruflichen Schule für Glasgewerbe ging von Heimatvertriebenen aus, die in der Region Limburg-Weilburg die ersten Glasbetriebe in der Region gegründet hatten.[1] Dazu riefen sie zunächst einen Förderverein unter dem Namen Verein zur Förderung der Glasindustrie in Hessen ins Leben. Dessen Gründungsversammlung fand im Frühjahr 1948 auf Einladung von Max Tischer in den Räumen der Industrie- und Handelskammer Limburg statt. Im März 1948 genehmigte die amerikanische Militärregierung die Vereinssatzung. Bei der folgenden Suche nach einem Standort für eine Berufsfachschule bevorzugte das hessische Wirtschaftsministerium mit seiner Abteilung gewerbliche Wirtschaft der Neubürger zunächst Oberursel. Bad Homburg und Limburg waren weitere diskutierte Standorte. Die angedachten Räume in Bad Homburg und Oberursel reichten jedoch für die geplante Einrichtung nicht aus und Limburg verfolgte die Ansiedlung der Schule nicht weiter. Der Hadamarer Bürgermeister Karl Hagen trieb daraufhin die Ansiedlung in Hadamar voran. Dazu kaufte das Land Hessen eine ehemalige Wehrmachtsbaracke in Niederhadamar. Dort war zuvor eine Lederwarenfabrik tätig gewesen, die aber ihren Betrieb eingestellt hatte.[2]

Die Eröffnung fand am 19. Juli 1949 unter dem Namen Staatliche Fachschule für die Glasindustrie in Hadamar statt. Erster Direktor war Walter Heinrich. Anfangs wurden die Berufe Glasschleifer, Glasätzer, Glasgraveur sowie Glas- und Porzellanmaler an der Schule ausgebildet.[3] Am 10. Juli 1950 gründete sich ein weiterer Förderverein unter dem Namen Förderer der Hessischen Staatlichen Glasfachschule Hadamar eV. Zweck des Vereins war offenbar vor allem die Weiterleitung von staatlichen Fördermitteln den Bau eines Schülerwohnheims. Nach der Fertigstellung des Wohnheims löste sich der Verein 1961 wieder auf. Am 9. März 1954 verlegte der Verein zur Förderung der Glasindustrie in Hessen seinen Sitz aus Limburg nach Hadamar. Den Vorstand bildeten zu diesem Zeitpunkt der Vorsitzende Franz Xaver John, Studienrat an der Schule, sowie Herbert Meltzer und Edgar Benna. Trotz des Bezugs auf die Glasindustrie insgesamt im Namen war die Förderung der Schule die zentrale Tätigkeit des Vereins, die mit dem von 1958 geführten Namenszusatz Fachschul- und Schülerunterstützungsverein deutlich gemacht wurde.[4] 1953 wurde der Beruf des Glasinstrumentenbauers in das Lehrprogramm aufgenommen. [5] Zum 1. April 1954 übernahm Ernst Plail die Schulleitung, am 9. Juli des gleichen Jahres wurde das Schülerwohnheim eingeweiht. Am 27. September 1955 erfolgte die Grundsteinlegung für das erste massive gebaut Schulgebäude, das am 12. Oktober 1956 eingeweiht wurde. Am 2. September 1957 erhielt die Schule den neuen Namen Staatliche Glasfachschule Hadamar. Am 4. Juli kamen die Ausbildungsberufe Glasbläser und Glasinstrumentenmacher zum Unterrichtsumfang der Schule hinzu. Vier Tage später wurden die ersten Meisterprüfungen abgelegt. Im Oktober 1960 wurde der Verwaltungs- und Werkstättenbau fertiggestellt. Am 31. Dezember brach nach Installationsarbeiten ein Brand in der Schule aus. Zum 1. Apri 1964 übernahm Theo Stillger die Funktion des Direktors.[6]

Am 1. Juni 1967 machte der Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks das Schulgelände zu seinem Sitz.[7] Er legte dort auch seine zuvor in Ülzen ansässige Geschäftsstelle und seine zuvor in Hamburg angesiedelte Berufsfachschule zusammen. Zum 6. Juli des gleichen Jahres wurde der Ausbildungsberuf Glaser erstmals an der Berufsfachschule in Hadamar angeboten.[8] In einer Mitgliederversammlung am 28. März 1969 benannte sich der Förderverein zu Verein der Freunde und Förderer der Glasfachschule Hadamar e.V. um. In der Satzung wurde eine enge personalle Verflechtung zwischen der Schulleitung und der Leitung des Bundesinnungsverbands festgeschrieben. Neben der Förderung der Schule baute der Verein auch eine Sammlung wertvoller Gläser auf, die schließlich zu einem Grundstein für das Glasmuseum Hadamar wurden.[9]

Am 24. September 1969 erfolgte der erste Spatenstich für umfangreiche Neubauten, die Werkstätten, ein Schülerwohnheim, eine Mehrzweckhalle und eine Küche umfassten. Am 19. April 1970 erwarb der Bundesinnungsverband das ehemalige Jungenwohnheim auf dem Schulgelände, um dort seine Geschäftstelle anzusiedeln. Zum 1. August 1970 wurde eine zweijährige Fachschule angegliedert, die die Ausbildung zum Staatlich geprüften Techniker ermöglichte. Ebenfalls 1970 verlegte der Bundesinnungsverband seine Technische Beeratungsstelle von Karlsruhe nach Hadamar. Am 29. Oktober 1971 übernahm Karl Lorenz die Funktion des Direktors. Am 19. Juni 1974 erfolgte zur 25-Jahr-Feier die Einweihung der Neubauten. Am 5. September übernahm Walter Messner das Direktorat.[10]

Am 4. März 1983 erhielt die Schule die Namenserweiterung Erwin-Stein-Schule nach dem ersten hessischen Kultusminister. Am 20. Juni 1984 übernahm die Schule die Funktion der Landesberufsschule für den Beruf Glaser. Im September des Jahres erfolgte der erste Schüleraustausch mit dem Lycee d'Enseignement Professionell im französischen Tournon.[11]

Zu den besonderen Leistungen der Schulgemeinschaft zählt die Gravur des ersten Diatretglases im August 1967 durch Fachleherer Josef Welzel, der eine Theorie zur Herstellung dieser ursprünglich römischen Gläser bewies.[12]

Einzelnachweise

  1. Hermann Bellinger: Grußwort zur Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 7, 1989.
  2. Unser Förderverein in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 15, 1989.
  3. 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 11, 1989.
  4. Unser Förderverein in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 16 f., 1989.
  5. Meilensteine der Glasfachschule Hadamar in 75 Jahren in der Festschrift 75 Jahre Glasfachschule Hadamar, 2024, S. 26.
  6. 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 11 f., 1989.
  7. Bernhard Felmer jr., Ernst Brinkmann: Grußwort zur Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, 1989.
  8. 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 12, 1989.
  9. Unser Förderverein in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 17 f., 1989.
  10. 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 12, 1989.
  11. 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 13, 1989.
  12. 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 12, 1989.