Rathaus Hadamar

Datierung
Die Postkarte, auf der dieses Foto zu finden ist, wurde im Jahr 1907 abgestempelt. Die Aufnahme kann älter sein, wegen des sichtbaren Schlauchturms des Feuerwehrhauses aber nicht älter als 1886, weil in diesem Jahr das Feuerwehrhaus gebaut wurde.
Blickrichtung
Der Fotograf stand offenbar an der Westseite des Untermarkts.
Bildauswertung
Der Brunnen trägt noch die die Justitia aus einem kleinen Hügel aus Säulenbasalt. Die Statue wurde um 1700 und wohl in der Werkstatt von Johann Neudecker in Hadamar angefertigt und ist damit ein Produkt der Künstlerschule des Hadamarer Barock. Typisch sind der starke Faltenwurf der dargestellten Kleidung, üppige Haarlocken und eine längliche Kopfform. Heute befindet sich an der Stelle der Justitia ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus dem Jahr 1938. Die Justitian steht heute seitlich am Innenhof des Amtsgerichts. Die unterste Bodenauflage des Brunnensockels scheint aber heute noch wie auf der Aufnahme vorhanden zu sein.
Hinter dem Brunnen ist das Rathaus zu sehen. Das 1639 gebaute Fachwerkhaus war ursprünglich das Privathaus eines Beamten. Ab 1818 wurde es als Rathaus und Volksschule genutzt. Auf den ersten Blick fällt auf, dass heute das Fachwerk des Rathauses zu sehen ist und es um 1900 herum verputzt war, wie viele andere Fachwerkhäuser in Hadamar bis heute. Außerdem fällt auf, dass die Fenster anders aufgeteilt sind. Offenbar hat man sie beim Verputzen des Fachwerks relativ freihändig eingesetzt. Heute sind sie wieder so vorhanden, dass sie genau in die Gefache zwischen den Balken passen, wie es bei Fachwerk normal ist. Außerdem ein Briefkasten außen auf der Mauer der Treppe und ganz links auf dem Dach entweder ein Fahnenmast oder eine Antenne zu sehen, möglicherweise auch auf dem Dach des Traktes dahinter entlang der Schulstraße. Weiter rechts besteht der Torbogen, der im Rahmen der Rathaussanierung 1999 abgerissen wurde. Dahinter ist der hölzerne Schlauchturm des alten Feuerwehrhauses zu sehen.
Das ganz links angeschnittene Haus am Untermarkt ist heute durch einen Neubau ersetzt. Damals scheint es sich um einen Laden gehandelt zu haben, erkennbar an der Markise. Danach folgt das heute noch vorhandene Fachwerkhaus Untermarkt 11, ehemals Textilhaus May-Trosch. Allerdings wurde die Erdgeschosszone seitdem erheblich verändert: Auf unserer Aufnahme ist noch ein großes Portal mit Prellsteinen links und rechts erkennbar und rechts daneben ein hohes Schaufenster zu sehen. Heute gibt es eine breite Schaufensterfront. Auch das Dach wurde teilweise verändert: zwei statt einem Fenster in der unteren Ebene des Zwerchhauses und deutlich größere Gauben links und rechts. Ähnlich ist es mit dem Haus rechts daneben. Es ist zwar teilweise verdeckt, aber man erkennt, dass dort unten ebenfalls normale Fenster waren, heute gibt es hingegen eine durchgehende Glasfront. Auch dort wurden Fenster im Zwerchhaus verändert. Davor steht ein Leiterwagen. Dahinter erkennt man die auch heute verputzte Hälfte des Hauses Duchscherer. An diesem ist viel heute noch erhalten, aber auch hier mit veränderten, vergrößerten Fenstern im Dachgeschoss. Davor sind die Bäume am Untermarkt zu erkennen, damals offenbar noch nicht allzu alt.
Ganz rechts ist das Gasthaus Ratskeller angeschnitten. Von diesem ist auch noch viel erhalten, aber auch hier mit veränderten Fenstern im Dachgeschoss.