St. Josefshaus Hadamar: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''St. Josefshaus''' war ein Altenheim, später Krankenhaus in Hadamar, das vom Orden der Barmherzigen Brüder von Montabaur betrieben wurde.
Das '''St. Josefshaus''' war ein Krankenhaus und Altenheim in Hadamar, das vom Orden der Barmherzigen Brüder von Montabaur betrieben wurde.


== Vorgeschichte ==
== Vorgeschichte ==
Hadamar verfügte im frühen 19. Jahrhundert über kein Hospital. Zuvor lässt sich ein Sichenhaus aus dem 17. Jahrhundert nachweisen und ein Haus, das Fürst Moritz Heinrich 1663 der Stadt als Haopital geschenkt hatte. Dieses Anwesen am Neumarkt wurde aber 1812 auf Abbruch verkauft.<ref>Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 158.</ref>
Hadamar verfügte im frühen 19. Jahrhundert über kein Hospital. Zuvor lassen sich ein Siechenhaus aus dem 17. Jahrhundert in der Nähe des Hexenbergs nachweisen und ein Haus, das Fürst Moritz Heinrich 1663 der Stadt als Hospital geschenkt hatte. Dieses Anwesen am Neumarkt wurde aber 1812 auf Abbruch verkauft.<ref>Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 158.</ref>


Der spätere Ordensgründer Peter Lötschert (4. August 1820 bis 1. März 1886) begann am 1. Januar 1837 eine Lehre beim Großkaufmann Jakob Christian Siebert in Hadamar. Bald wendete Lötschert sich aber ganz der christlichen Krankenpflege zu. 1851 sammelte er in Hillscheid Gleichgesinnte um sich, mit denen er caritativ tätig wurde. Bald weitete sich diese Arbeit aus und im März 1856 kehrte Lötschert vorübergehend nach Hadamar zurück, um dort einen alten Mann zu pflegen. Am 29. Juni 1856 erfolgte die Einkleidung der ersten fünf Barmherzigen Brüder und damit die offizielle Gründung der Kongregation.<ref>Alois Staudt: Die Barmherzigen Brüder von Montabaur (FMM). Gründung, Auftrag und Entwicklung. In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 158.</ref>
Der spätere Ordensgründer Peter Lötschert (geb. 4. August 1820, gest. 1. März 1886) begann am 1. Januar 1837 eine Lehre beim Großkaufmann Jakob Christian Siebert in Hadamar. Bald wendete Lötschert sich aber ganz der christlichen Krankenpflege zu. 1851 sammelte er in Hillscheid Gleichgesinnte um sich, mit denen er caritativ tätig wurde. Bald weitete sich diese Arbeit aus und im März 1856 kehrte Lötschert vorübergehend nach Hadamar zurück, um dort einen alten Mann zu pflegen. Am 29. Juni 1856 erfolgte die Einkleidung der ersten fünf Barmherzigen Brüder und damit die offizielle Gründung der Kongregation.<ref>Alois Staudt: Die Barmherzigen Brüder von Montabaur (FMM). Gründung, Auftrag und Entwicklung. In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 158.</ref>


== Erstes Hospital in der Kirchgasse ==
== Erstes Hospital in der Kirchgasse ==
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== Zweites Hospital ==
== Zweites Hospital ==
Am 1. Dezember 1856 nahmen die Brüder ein neues Krankenhaus in die Benutzung, das als St.-Josefs-Hospital geführt wurde. Nachfolgend wuchs die Hadamarer Niederlassung auf zwei, dann drei Brüder, unter ihnen auch Peter Lötschert, der inzwischen den Ordensnamen Ignatius trug. Hadamarer Bürger wurden kostenlos gepflegt. Für Patienten ohne Bürgerrecht, etwa Lehrlinge, Knechte und Gesellen, fielen Zahlungen zwischen vier und zwölf Kreuzern pro Monat an. Die wenigen auswärtigen Gepflegten bzw. deren Heimatgemeinden mussten höhere Beträge entrichten. Ein Mittagessen wurde gereicht, für die übrige Verpflegung und Versorgung mussten Angehörige aufkommen. Die Betreuung erfolgte überkonfessionell. Im Dezember 1857 genehmigte die nassauische Regirung den Brüdern eine Spendensammlung in Hadamar und den umgebenden Ämtern. In den folgenden Jahren zurden zum Teil Lebensmittelspenden weiterverkauft und Lotterien mit in Hadamar erstellten Handarbeitswaren organisiert, um das Hospital mit Geld zu versorgen. Zudem übernahme Ignatius Lötscher 1859 den Küsterdienst in der Pfarrkirche und in der Herzenbergkapelle. Die Zahlung von jährlich 100 Glden dafür ließ er größtenteils dem St.-Josefs-Hospital zukommen. Im gleichen Jahr erhielt Bruder Ignatius die Ehrenbürgerwürde Hadamars.<ref>Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 160-162.</ref>
Am 1. Dezember 1856 nahmen die Brüder ein neues Krankenhaus in die Benutzung, das als St.-Josefs-Hospital geführt wurde. Nachfolgend wuchs die Hadamarer Niederlassung auf zwei, dann drei Brüder, unter ihnen auch Peter Lötschert, der inzwischen den Ordensnamen Ignatius trug. Hadamarer Bürger wurden kostenlos gepflegt. Für Patienten ohne Bürgerrecht, etwa Lehrlinge, Knechte und Gesellen, fielen Zahlungen zwischen vier und zwölf Kreuzern pro Monat an. Die wenigen auswärtigen Gepflegten bzw. deren Heimatgemeinden mussten höhere Beträge entrichten. Ein Mittagessen wurde gereicht, für die übrige Verpflegung und Versorgung mussten Angehörige sorgen. Die Betreuung erfolgte überkonfessionell. Im Dezember 1857 genehmigte die nassauische Regierung den Brüdern eine Spendensammlung in Hadamar und den umgebenden Ämtern. In den folgenden Jahren zurden zum Teil Lebensmittelspenden weiterverkauft und Lotterien mit von der Bevölkerung erstellten Handarbeitswaren organisiert, um das Hospital mit Geld zu versorgen. Zudem übernahme Ignatius Lötscher 1859 den Küsterdienst in der Pfarrkirche und in der Herzenbergkapelle. Die Zahlung von jährlich 100 Glden dafür ließ er größtenteils dem St.-Josefs-Hospital zukommen. Im gleichen Jahr erhielt Bruder Ignatius die Ehrenbürgerwürde Hadamars.<ref>Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 160-162.</ref>


== Drittes Hospital ==
== Drittes Hospital ==
Weil der Platz im Hospitalgebäude bald nicht mehr ausreichte, erwarb der Hospitalvorstand 1862 von der Domänenverwaltung des Herzogtums Nassau den Schmitzchen Hof gegenüber dem Schloss Hadamar an der späteren Hospitalstraße, zunächst wohl nur pachtweise. Das Anwesen umfasste ein zweistöckiges Wohnhaus, Ställe, eine Scheune ein Brauhaus und eine Remise. Das Wohnhaus wurde kurz darauf mit Kranken belegt und diente bis 1891 als drittes Hospital der Barmherzigen Brüder in Hadamar. 15 Bette waren im Vollbetrieb vorhanden. In ihnen wurden 1891 von vier Brüdern 80 Kranke mit mehr als 9000 Pflegetagen versorgt. 1875 brannte die Scheune des Anwesens ab. 1877 wurde ein Gartengelände erworben, wodurch das Hospitalgelände bis zum [[Stadttor Hadamar|Anwesen Stadttor]] erworben. 1889 erwarben die Barmherzigen Brüder das Hospitalgebäude für 5500 Mark und begannen einen Neubau anstelle der abgebrannten Scheune zu planen. In diesem Zusammenhang stehen offebbar auch finanzielle Veränderungen: Der bestehende Hospitalfonds wurde aufgelöst und die daraus hervorgehenden knapp 14.000 Mark dem Lokalarmenfonds zugefügt.<ref>Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 163.</ref>
Weil der Platz im Hospitalgebäude bald nicht mehr ausreichte, erwarb der Hospitalvorstand 1862 von der Domänenverwaltung des Herzogtums Nassau den Schmitzchen Hof gegenüber dem Schloss Hadamar an der späteren Hospitalstraße, zunächst wohl nur pachtweise. Das Anwesen umfasste ein zweistöckiges Wohnhaus, Ställe, eine Scheune ein Brauhaus und eine Remise. Das Wohnhaus wurde kurz darauf mit Kranken belegt und diente bis 1891 als drittes Hospital der Barmherzigen Brüder in Hadamar. 15 Krankenbette waren im Vollbetrieb vorhanden. In ihnen wurden 1891 von vier Brüdern 80 Kranke mit mehr als 9000 Pflegetagen versorgt. Während der Typhusepidemie 1870/71 pflegten in Hadamar sieben Barmherzige Brüder an der Seuche Erkrankte. Kurz darauf mussten sie im Rahmen des Kulturkampfs in Preußen ihre Küsterdienste abgeben. Der Orden selbst wurde wegen seiner Tätigkeit in der Krankenpflege nicht aufgelöst.<ref>Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 162 f.</ref>
 
1875 brannte die Scheune des Anwesens ab. 1877 wurde ein Gartengelände erworben, wodurch das Hospitalgelände bis zum [[Stadttor Hadamar|Anwesen Stadttor]] wuchs. 1889 erwarben die Barmherzigen Brüder das Hospitalgebäude für 5500 Mark und begannen einen Neubau anstelle der abgebrannten Scheune zu planen. In diesem Zusammenhang stehen offebbar auch finanzielle Veränderungen: Der bestehende Hospitalfonds wurde aufgelöst und die daraus hervorgehenden knapp 14.000 Mark dem Lokalarmenfonds zugefügt.<ref>Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 163.</ref>


== Viertes Hospital ==
== Viertes Hospital ==
Bis zum Sommer 1891 wurde das neue Hospitalgebäude unter erheblicher Eigenarbeit der Brüder fertig. Auf einem knapp 700 qm großen Grundstück entstand ein rund 27 m langer und 13 m breiter dreigechossiger Bau. Im folgenden Jahr wurde der alte Hospitalbau abgerissen. Sein Schutt füllte die Grube, aus der der Lehm für die Ziegelsteine des Neubaus gewonnen worden war.
Bis zum Sommer 1891 wurde das neue Hospitalgebäude unter erheblicher Eigenarbeit der Brüder fertig. Auf einem knapp 700 qm großen Grundstück entstand ein rund 27 m langer und 13 m breiter dreigechossiger Bau. Im folgenden Jahr wurde der alte Hospitalbau abgerissen. Sein Schutt füllte die Grube, aus der der Lehm für die Ziegelsteine des Neubaus gewonnen worden war.
Im Neubau wurden erstmals auch Menschen mit geistigen und körperlichen Beginderungen aufgenommen. 1892 wurden in 50 Betten 94 Kranke gepflegt. 1893 schlossen die Brüder mit dem Landesarmenverband, der eigentlich für die Versorgung Behinderter zuständig war, einen Vertrag, nach dem die Barmherzigen Brüder pro Kranken und Tag eine Mark für die Übernahme dieser Aufgabe erhalten sollten. Die Stadt Hadamar musste für die Unterbringung ortsansässiger Behinderter 80 Pfennige pro Tag zahlen. Die Einrichtung arbeitete mit diesen Beträgen nicht kostendeckend. 1901 lagen die Ausgaben bei 38.000 Mark, während der Pflegezuschuss 30.600 Mark ausmachte. Einnahmen aus Stiftungen und Erträge aus der Landwirtschaft deckten die übrigen Kosten.
Um die Jahrhundertwende herum erfolgte die Umbenennung zu St.-Josefs-Anstalt.
Weil erneut der Platz nicht ausreichte, erfolgte 1894, erneut weitgehend in Eigenarbeit, eine Erweiterung des Hauses an seiner östlichen Giebelseite. Dort richtete die Gemeinschaft eine private Pflegeanstalt für Geisteskranke ein. 1899 erfolgte eine erneute Erweiterung jeweils an der östlichen und der westlichen Seite und 1900 der Anbau einer Kapelle mit drei Altären in südlicher Richtung. Das Krankenhaus wurde damit zur dreiflügeligen Anlage. Das Haus umfasste damit 100 Krankenbetten. Auf dem Grundstück kamen eine Hoffläche und Gemüsegärten hinzu. Das zum Schloss gehörige Landwirtschaftsgut wurde gepachtet. Rechtlich wurden die zuvor als Genossenschaft organisierten Barmherzigen Brüdern zu dieser Zeit zur Gesellschaft mit beschränkter Haftung.




Während der Typhusepidemie 1870/71 pflegten in Hadamar sieben Barmherzige Brüder an der Seuche Erkrankte. Kurz darauf mussten sie im Rahmen des Kulturkampfs in Preußen ihre Küsterdienste abgeben. Der Orden selbst wurde wegen seiner Tätigkeit in der Krankenpflege nicht aufgelöst.


1911 begann ein Rechtsstreit mit der staatlichen Finanzverwaltung um Steuerforderungen gegenüber dem St.-Josefs-Hospital, den die Brüder nach drei Instanzen gewannen.<ref>Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 160-163.</ref>
1911 begann ein Rechtsstreit mit der staatlichen Finanzverwaltung um Steuerforderungen gegenüber dem St.-Josefs-Hospital, den die Brüder nach drei Instanzen gewannen.<ref>Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 160-163.</ref>

Version vom 23. August 2025, 12:27 Uhr

Das St. Josefshaus war ein Krankenhaus und Altenheim in Hadamar, das vom Orden der Barmherzigen Brüder von Montabaur betrieben wurde.

Vorgeschichte

Hadamar verfügte im frühen 19. Jahrhundert über kein Hospital. Zuvor lassen sich ein Siechenhaus aus dem 17. Jahrhundert in der Nähe des Hexenbergs nachweisen und ein Haus, das Fürst Moritz Heinrich 1663 der Stadt als Hospital geschenkt hatte. Dieses Anwesen am Neumarkt wurde aber 1812 auf Abbruch verkauft.[1]

Der spätere Ordensgründer Peter Lötschert (geb. 4. August 1820, gest. 1. März 1886) begann am 1. Januar 1837 eine Lehre beim Großkaufmann Jakob Christian Siebert in Hadamar. Bald wendete Lötschert sich aber ganz der christlichen Krankenpflege zu. 1851 sammelte er in Hillscheid Gleichgesinnte um sich, mit denen er caritativ tätig wurde. Bald weitete sich diese Arbeit aus und im März 1856 kehrte Lötschert vorübergehend nach Hadamar zurück, um dort einen alten Mann zu pflegen. Am 29. Juni 1856 erfolgte die Einkleidung der ersten fünf Barmherzigen Brüder und damit die offizielle Gründung der Kongregation.[2]

Erstes Hospital in der Kirchgasse

Umgehend nach der Einkleidung wurde statt Lötscherts Bruder Josef Steinborn nach Hadamar geschickt und damit zum 30. Juni 1856 die Hadamarer Niederlassung gegründet. Von Kaufmann Siebert erhielt die junge Gemeinschaft ein kleines Haus in der Kirchgasse zur Verfügung gestellt, in dem in der Folgezeit bis zu vier Kranke aufgenommen wurden. Die Stadt zahlte pro Tag zwölf Kreuzer für jeden Kranken, zusätzlich unterstützte die Einwohnerschaft die Kranken und ihren Pfleger mit Lebensmittelspenden.[3]

Zweites Hospital

Am 1. Dezember 1856 nahmen die Brüder ein neues Krankenhaus in die Benutzung, das als St.-Josefs-Hospital geführt wurde. Nachfolgend wuchs die Hadamarer Niederlassung auf zwei, dann drei Brüder, unter ihnen auch Peter Lötschert, der inzwischen den Ordensnamen Ignatius trug. Hadamarer Bürger wurden kostenlos gepflegt. Für Patienten ohne Bürgerrecht, etwa Lehrlinge, Knechte und Gesellen, fielen Zahlungen zwischen vier und zwölf Kreuzern pro Monat an. Die wenigen auswärtigen Gepflegten bzw. deren Heimatgemeinden mussten höhere Beträge entrichten. Ein Mittagessen wurde gereicht, für die übrige Verpflegung und Versorgung mussten Angehörige sorgen. Die Betreuung erfolgte überkonfessionell. Im Dezember 1857 genehmigte die nassauische Regierung den Brüdern eine Spendensammlung in Hadamar und den umgebenden Ämtern. In den folgenden Jahren zurden zum Teil Lebensmittelspenden weiterverkauft und Lotterien mit von der Bevölkerung erstellten Handarbeitswaren organisiert, um das Hospital mit Geld zu versorgen. Zudem übernahme Ignatius Lötscher 1859 den Küsterdienst in der Pfarrkirche und in der Herzenbergkapelle. Die Zahlung von jährlich 100 Glden dafür ließ er größtenteils dem St.-Josefs-Hospital zukommen. Im gleichen Jahr erhielt Bruder Ignatius die Ehrenbürgerwürde Hadamars.[4]

Drittes Hospital

Weil der Platz im Hospitalgebäude bald nicht mehr ausreichte, erwarb der Hospitalvorstand 1862 von der Domänenverwaltung des Herzogtums Nassau den Schmitzchen Hof gegenüber dem Schloss Hadamar an der späteren Hospitalstraße, zunächst wohl nur pachtweise. Das Anwesen umfasste ein zweistöckiges Wohnhaus, Ställe, eine Scheune ein Brauhaus und eine Remise. Das Wohnhaus wurde kurz darauf mit Kranken belegt und diente bis 1891 als drittes Hospital der Barmherzigen Brüder in Hadamar. 15 Krankenbette waren im Vollbetrieb vorhanden. In ihnen wurden 1891 von vier Brüdern 80 Kranke mit mehr als 9000 Pflegetagen versorgt. Während der Typhusepidemie 1870/71 pflegten in Hadamar sieben Barmherzige Brüder an der Seuche Erkrankte. Kurz darauf mussten sie im Rahmen des Kulturkampfs in Preußen ihre Küsterdienste abgeben. Der Orden selbst wurde wegen seiner Tätigkeit in der Krankenpflege nicht aufgelöst.[5]

1875 brannte die Scheune des Anwesens ab. 1877 wurde ein Gartengelände erworben, wodurch das Hospitalgelände bis zum Anwesen Stadttor wuchs. 1889 erwarben die Barmherzigen Brüder das Hospitalgebäude für 5500 Mark und begannen einen Neubau anstelle der abgebrannten Scheune zu planen. In diesem Zusammenhang stehen offebbar auch finanzielle Veränderungen: Der bestehende Hospitalfonds wurde aufgelöst und die daraus hervorgehenden knapp 14.000 Mark dem Lokalarmenfonds zugefügt.[6]

Viertes Hospital

Bis zum Sommer 1891 wurde das neue Hospitalgebäude unter erheblicher Eigenarbeit der Brüder fertig. Auf einem knapp 700 qm großen Grundstück entstand ein rund 27 m langer und 13 m breiter dreigechossiger Bau. Im folgenden Jahr wurde der alte Hospitalbau abgerissen. Sein Schutt füllte die Grube, aus der der Lehm für die Ziegelsteine des Neubaus gewonnen worden war.

Im Neubau wurden erstmals auch Menschen mit geistigen und körperlichen Beginderungen aufgenommen. 1892 wurden in 50 Betten 94 Kranke gepflegt. 1893 schlossen die Brüder mit dem Landesarmenverband, der eigentlich für die Versorgung Behinderter zuständig war, einen Vertrag, nach dem die Barmherzigen Brüder pro Kranken und Tag eine Mark für die Übernahme dieser Aufgabe erhalten sollten. Die Stadt Hadamar musste für die Unterbringung ortsansässiger Behinderter 80 Pfennige pro Tag zahlen. Die Einrichtung arbeitete mit diesen Beträgen nicht kostendeckend. 1901 lagen die Ausgaben bei 38.000 Mark, während der Pflegezuschuss 30.600 Mark ausmachte. Einnahmen aus Stiftungen und Erträge aus der Landwirtschaft deckten die übrigen Kosten. Um die Jahrhundertwende herum erfolgte die Umbenennung zu St.-Josefs-Anstalt.

Weil erneut der Platz nicht ausreichte, erfolgte 1894, erneut weitgehend in Eigenarbeit, eine Erweiterung des Hauses an seiner östlichen Giebelseite. Dort richtete die Gemeinschaft eine private Pflegeanstalt für Geisteskranke ein. 1899 erfolgte eine erneute Erweiterung jeweils an der östlichen und der westlichen Seite und 1900 der Anbau einer Kapelle mit drei Altären in südlicher Richtung. Das Krankenhaus wurde damit zur dreiflügeligen Anlage. Das Haus umfasste damit 100 Krankenbetten. Auf dem Grundstück kamen eine Hoffläche und Gemüsegärten hinzu. Das zum Schloss gehörige Landwirtschaftsgut wurde gepachtet. Rechtlich wurden die zuvor als Genossenschaft organisierten Barmherzigen Brüdern zu dieser Zeit zur Gesellschaft mit beschränkter Haftung.



1911 begann ein Rechtsstreit mit der staatlichen Finanzverwaltung um Steuerforderungen gegenüber dem St.-Josefs-Hospital, den die Brüder nach drei Instanzen gewannen.[7]

Einzelnachweise

  1. Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 158.
  2. Alois Staudt: Die Barmherzigen Brüder von Montabaur (FMM). Gründung, Auftrag und Entwicklung. In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 158.
  3. Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 158.
  4. Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 160-162.
  5. Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 162 f.
  6. Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 163.
  7. Walter Lutz: Die Niederlassung in Hadamar (1856-1951). In: Norbert Zabel (Hrsg.): Die Orden im Bezirks Limburg seit der Gründung des Bistums Limburg, Selters/Taunus, 1992. S. 160-163.