Limburg 1904

Datierung
Die Postkarte wurde im Jahr 1904 an einen Empfänger in Wiesbaden verschickt. Da im Hintergrund die 1903 errichtete Synagoge nicht zu sehen ist, ebensowenig der Schlachthof auf der Schleuseninsel, dessen Bau 1902 begonnen wurde.[1] Daher kann die Aufnahme nicht jünger als 1902 sein.
Blickrichtung
Laut Auftruck wurde das Foto vom Greifenberg aus aufgenommen, also vom östlichen Stadtrand in Richtung Eschhofen, vermutlich vom Cahensley-Tempel aus.[2]
Bildauswertung
Zu sehen ist in der linken unteren Ecke die Bahnstrecke nach Frankfurt. Darüber ist die Stadtkirche St. Sebastian mit ihrem Turm gut zu erkennen. Links davon im Hintergrund ist ein weiterer Turm schwach zu sehen. Möglicherweise war das der Turm des Möbelhauses Reuss am Neumarkt. Das Gebäude unterhalb und leicht rechts von St. Sebastian dürfte das alte, heute nicht mehr vorhandene Vincenz-Krankenhaus sein. Auffällig auch die davor auf der Wiese reichlich zum trocknen aufgehängte Wäsche. Das dürfte ein Teil der üppig anfallenden Krankenhauswäsche gewesen sein. Rechts vom Krankenhaus reihen sich vermutlich die ehemalige Zehntscheune, due heute noch bestehende Obermühle und mit etwas Abstand die nicht mehr vorhandene Farbmühle auf.[3]
Ganz links am Bildrand ist das heute weiterhin vorhandene Türmchen auf dem Rest der Limburger Stadtbefestigung am Huttig zu sehen. Ansonsten hat sich der rechts im Vordergrund anschließende Bereich heute gründlich verändert. Neben dem alten Krankenhaus sind weitere Gebäude durch die Neubauten des bischöflichen Ordinariats und des Kindergartens am Huttig ersetzt worden. Die vielen Bäume und Gartenparzellen zwischen Eschhöfer Weg und Lahn sind verschwunden. Von den Fachwerkhäusern an der Lahn ist nichts mehr zu sehen. Möglicherweise ist das hohe, helle Gebäude mit dem Krüppelwalmdach heute noch als Teil des dortigen, offenbar stückweise über die Jahrzehnte hinweg gebauten Handwerksbetrieb vorhanden. Weiter in Richtung Vordergrund am Lahnufer ist eine Konstruktion zu erkennen, die in den Fluss hineinragt. Möglicherweise handelt es sich um das erste Bootshaus des 1895 gegründeten Ruderclubs, der heute noch in der Nähe ansässig ist, oder um eine Badeanstalt.
Weiter zur Bildmitte hin ist am Ufer offensichtlich eine Mühle zu erkennen. Von der Ausrichtung des Gebäudes her kann das aber nicht die heute noch vorhandene Obermühle sein. Möglicherweise war das eher die nicht mehr bestehende Farbmühle. Im weiteren Uferverlauf zeigt sich der Hofkomplex in der Erbach mit dem Dachreiter der dortigen Johanneskapelle, rechts der verbliebene, stadtauswärtige Brückenturm und ganz im Hintergrund die Ortslage von Staffel.
In der Bildmitte dominieren der Dom und die Burg. Der Dom zeigt sich in seiner unverputzten Form, die er bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte. An der Burg hat sich zumindest augenscheinlich ebenfalls wenig verändert. Allerdings handelt es sich hier um den Zustand, bevor der spätgotische Saalbau (im Bild links) 1929 weitgehend ausbrannte. Dieser Abschnitt wurde bis 1935 wieder rekonstruiert, aber offenbar so detailgetreu, dass im Vergleich zu aktuellen Aufnahmen allenfalls geringfügige Veränderungen sichtbar sind, etwa heute nicht mehr vorhandene Dachfenster. Am Kapellenbau, dem zweiten giebelständigen Abschnitt von links, sehen vor allem die oberen Fenster geringfügig anders aus als heute, während sich am folgenden Wohnturm mit seiner Fachwerkgalerie offensichtlich kaum etwas verändert hat. Beim Gebäude rechts handelt es sich um die Michaelskapelle des Doms, links daneben die Kapitelskapelle. Etwas links vom Dom tritt das Gebäude des Landgerichts im Hintergrund hervortritt.