Annahaus Hadamar

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Das Annahaus ist eine Gesundheitseinrichtung in Hadamar.

Geschichte

Vorgeschichte

Das Annahaus geht auf Bemühungen zurück, in Hadamar eine Mädchenschule erneut zu beleben. Eine solche war spätestens durch eine Stiftung von Johannetta von Sayn-Wittgenstein (1561–1622), der Mutter des Fürsten Johann Ludwig, eingerichtet worden, erhielt aber erst Bestand durch weitere Zuwendungen von Ursula zur Lippe (1598-1638), der Ehefrau Johann Ludwigs. Im Februar 1630 wurde der Schulbetrieb eingestellt, weil die Schwester des protestantischen Schulmeisters Johannes Textor ihr Amt niederlegte, nachdem Textor von Johann Ludwig im Zuge der Rekatholisierung aus seinem Amt entfertn wurde.[1]

Tonsor'sche Gründung

1678 versuchten die Schwestern Maria Elisabeth Rosa (verstorben 1718), Katharina Margarethe Domenica (verstorben 1737) und Maria Katharina Tonsor (1661-1710), die Mädchenschule fortzuführten. Ihr Vater war der fürstliche Rat und Kammerherr Christoph Tonsor, den Johann Ludwig aus Diensten des Bischofs von Paderborn abgeworben hatte. 1649 siedelte sich die Familie Tonsor in Hadamar an und ließ sich 1651 ein repräsentatives Anwesen an der Straße zum Herzenberg errichten, das um Wirtschaftsgebäude und angekaufte angrenzende Gartengrundstücke erweitert wurde. Nachdem die Familie offenbar nach 1661 Hadamar wieder nach Paderborn verlassen hatte, kehrten 1678 zunächst Katharina Domenica, die inzwischen Benediktinerin geworden war, und Maria Katharina zurück und nahmen das zwischenzweitig verpachtete väterliche Anwesen wieder in Besitz. Von ihrem offenbar beträchtlichen Vermögen und Zuwendungen aus der Stadtbevölkerung ließen sie das Gehöft um eine Kapelle ergänzen und kauften Liegenschaften an.[2]

Die drei Schwestern schlossen sich 1704 den Dominikanerinnen vom III. Orden an. Das Haus wurde bald als Annakloster bekannt. Maria Elisabeth Tonsor fungierte als erste Oberin. Weitere elf folgten ihr bis zur Säkularisierung und Auflösung der Ordensniederlassung im Jahr 1817. Meist verfügte der Konvent der bald als Annakloster bezeichneten Einrichtung über 15 bis 20 Mitglieder, zuletzt 1817 aus sieben Chorjungfrauen und einer Laienschwester. Bekanntestes Mitglied der Gemeinschaft war die stigmatisierte Nonne Magdalena Lorger (1734-1806).[3] Weitere überlieferte Priorinnen waren Maria Anna Graulich (1763—1768), Maria Augustina Clar aus Hadamar (1769—1785), Maria Clara Mollier aus Eisenbach (1786—1792, Schwester eines in Hadamar ansässigen Jesuiten), Thecla Hovius aus Hadamar (1792—1794), Walburga Aman aus Hadamar (1794—1798), Amanda Mollier (1798—1802, Schwester von Maria Clara Mollier), Theresia Schlosser aus Villmar (1802-1817).[4]

Nach der Auflösung des Klosters wurde das Klostergut im Jahr 1818 versteigert. Es bestand aus dem zweistöckigen Gebäude der Mädchenschule unmittelbar an der Straßenecke von Nonnegasse und Alter kleiner Marktstraße, das die Nonnen im frühen 18. Jahrhundert erworben hatten, nachfolgend entlang der Schulstraße einem unbewohnbaren Haus, einem Haus mit Wirtschaftsräumen und dem ursprünglichen Tonsorschen Wohnhaus. Nördlich davon lag die Kapelle und wiederum nördlich von dieser das 1712 erbaute zweigeschossiges Haupthaus mit Front zur Nonnengasse und schließlich noch weiter nördlich ein zweigeschossiges Nebenhaus mit Holzschuppen, Scheune, Kuh- und Schweinestall, das die Nonnen 1754 ertauscht hatten. Östlich des Haupthauses stand mit etwas Abstand ein Brauhaus. Zwischen den einzelnen Gebäudegruppen waren Höfe vorhanden. Das Haupthaus verfügte im Erdgeschoss über drei Räume, im ersten Stock über 14 kleine Zimmer. Doe Gebäude waren isngesamt in einen schlechten Zustand und wurden zur Versteigerung mit einem Wert von 3339,45 Gulden geschätzt. Darüber hinaus verfügte das Kloster über Grundstücke in den Gemarkungen Hadamar, Ahlbach, Nieder- und Oberweyer, Niederhadamar und Villmar, über Abgaben aus Malmeneich und über Einkünfte aus vergebenen Krediten.[5]

Die Gensler'sche Stiftung

Bei der Versteigerung erhielt der Stadtrat und Gerbermeister Johann Franz Gensler (1759-1829) den Zuschlag für 3010 Gulden. Gensler und seine Ehefrau Anna Margarete, geborene Meilinger, (1749-1824) errichteten testamentarisch eine Stiftung in Höhe von 38.000 Gulden, um sechs katholische, unbescholtene und kinderlose Frauen im Alter zu versorgen. Bereits 1663 war eine ähnliche Stiftung durch Fürst Moritz Heinrich eingerichtet worden. Ein Beirat, zuständig für die wirtschaftlichen Belange, ein Beirat, der über das Wohlverhalten der Bewohnerinnen wachte und Strafen aussprechen konnte, und eine Vorsteherin sollten die Einrichtung leiten. 1828 genehmigte die Regierung des Herzogtums Nassau die Stiftung. Als Wohn- und Wirtschaftsräume hatte Gensler den mittleren Teil des ehemaligen Klosters vorgesehen, über die er aber nur noch teilweise verfügte. Die von ihm testamentarisch angeordnete Erwerbung der übrigen Gebäude wurde erst 1833 umgesetzt. Weitere Teile des Klosters hatte Gensler zuvor schon an andere Hadamarer Bürger verkauft, insbesondere das Eckhaus der eigentlichen Mädchenschule und einen nördlichen, dem Herzenberg zugewandten Gebäudeflügel. 1835 wurde die Einrichtung eröffnet. Von 1832 an wurde die ebenfalls von Gensler verfügte und aus seiner Stiftung finanzierte sonn- und feiertägliche Messe in der Kapelle gelesen.[6]

Einzelnachweise

  1. Jakob Wagner: Die Regentenfamilie von Nassau-Hadamar, Zweiter Band. Wien, 1863. S. 154 f.
  2. Jakob Wagner: Die Regentenfamilie von Nassau-Hadamar, Zweiter Band. Wien, 1863. S. 345 f.
  3. Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 5 f.
  4. Jakob Wagner: Die Regentenfamilie von Nassau-Hadamar, Zweiter Band. Wien, 1863. S. 539 f.
  5. Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 7.
  6. Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 9-11.