Steinkammergrab Niederzeuzheim

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Das Steinkammergrab nörldich von Niederzeuzheim ist eine GRabstätte aus der späten Jungsteinzeit.

Forschungsgeschichte

Das Steinkammergrab ist vermutlich schon lange bekannt. Darauf deutet der Name der Umliegenden Gemarkung "Hohler Stein" hin. Darüber hinaus bringen örtliche Sagen das Grab mit einer angeblich reichen Stadt auf der Dornburg in Verbindung. Diese Überlieferung könnte für die teilweise Zerstörung durch Schatzsucher verantwortlich sein. Kleine Bohrlöcher in einigen Platten werden als Versuche der Steinsprengung mit aufquellendem Holz im Mittelalter gedeutet. Auch mittelalterliche Keramikreste wurden in und an der anlage gefundn Schon früh wurden die Deckplatten entfernt und zerstört, so dass das Grab lange offen lag.

Erste wissenschaftliche Untersuchungen fanden 1911 und 1913 von Museumsdirektor Brenner und Revierförster G. Roedler statt. Zu diesem Zeitpunkt war noch ein Großteil des ehemals aufgeschütteten Grabhügels vorhanden. Er reicht bis an die Oberkanten der Seitenwände. Dieser wurde weitgehend abgetragen, wobei Bruchstücke der Deckenplatten zum Vorschein kamen. Eine große Deckplatte war gelöst und rund neun Meter von Eingang entfernt abgelegt worden. Roeder nahm einige größere Knochestücke und eine Säbelklinge an sich. Diese schätzte er auf die Zeit der Napoleonischen Kriege. Weitere Knochenfragmente beließ er in der Kammer und deckte sie mit Steinen ab. Roeder berichtet von bereits erheblichen Schäden durch die Zertrümmerung des Verschlusses und die Sprengung von Seitensteinen, für die er Schatzsucher verantwortlich machte. Nur an wenigen Stellen sei der Bodenbelag aus kleineren Steinen noch vorhanden gewesen. Roeder gibt die Länge der Kammer mit fünf Metern sowie Höhe und Breite jeweils mit einem Meter an.

Eine Beschreibung von Oberförster H. Behlen vom November 1934 beschreibt das Grab als 5,2 Meter Lang, 1,6 Meter breit und rund einen Meter tief. Er identifiziert die Steine der Kammer größtenteils als Basalt, mit kleineren Basaltsteinen und Kalkstein zur Füllung von Lücken.

In den 1930er Jahren wurde der Bereich um den Grabhügel herum von einem Lehrer aus Niederzezheim mit seinen Schülern abgesucht. Dabei kamen drei Steinbeile, eines davon in Bruchstücken, zum Vorschein.

1954 erfolgte eine Ausgrabung unter der Leitung von Museumsleiter K. Heymann und H. Schoppa. Dabei wurden wenige Knochen gefunden. Zudem traten Scherben aus der Latènezeit zutage, die später in die Grabkammer eingebracht worden sein dürften.

2003 wurde der letzte vorhandene Deckstein wiedergefunden. Im Frühjahr 2004 nahm der Histroische Verein Niederzeuzheim schließlich die Restaurierung der Grabreste vor, bei der umgekippte Seitensteine wieder aufgestellt, der letzte vorhandene Deckstein wieder eingebaut und der Grabhügel rekonstruiert wurde.

Das Grab wird heute der Wartberg-Kultur zugeordnet, wohl deren jüngeren Epoche kurz nach 3000 v. Chr. In der näheren Umgebung sind Steinkammergräber in Oberzeuzheim (1985 ausgegraben, da bereits stark beschädigt) und Niedertiefenbach (1961 ausgegraben) bekannt.

Beschreibung

Auf Grundlage der Ausgrabung von 1954 wird das Steimkammergrab als in nordwest-südost ausgerichtete Konstruktion beschrieben, mit eingang und Vorkammer im Südosten. Das Grab ist 6,6 Meter lang, davon rund 60 Zentimeter Vorkammer, und 2,5 Meter breit. Die Seitenwände sind aus jweils vier aufrechten Basaltplatten geformt. Den abschluss nach Nordwesten bildet ein großer Basaltblock, während drei Steine den Eingang im Südosten verschließen. Klener Steine verschluießen die Lücken. Zur Hinterfütterung wurden vor allem Kalksteine verwendet. An der nordöstlichen Querwand sind Reste eines Bodenpflasters vorhanden. Im Norden der Kammer befindet sich eine kleine Steinkiste von etwa 60 Zentimetern mal 40 Zentimetern Größe, in der eingie Röhrenknochen gefunden wurden. Sofern es sich nicht um eine 1911 von Roedler vorgenommene Konstruktion handelt, ist eine solche gesonderte Kiste innerhalb eines Steinkammergrabs in Neiderzeuzheim einzigartig. Vertikal abgetrennte Bereiche sind hingegen auch von anderen Stellen bekannt.

Quelle

Sabine Schade-Lindig: "Das Steinkammergrab von Niederzeuzheim". Archäologische Denkmäler in Hesse 160. Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2004.