Jüdische Gemeinde Hadamar: Unterschied zwischen den Versionen
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Peter Paul Schweitzer: "Die Hadamarer Synagogen", in: Rundbrief 1/2020 der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Limburg e.V., S. 6-11. | Peter Paul Schweitzer: "Die Hadamarer Synagogen", in: Rundbrief 1/2020 der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Limburg e.V., S. 6-11. | ||
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Aktuelle Version vom 6. April 2025, 12:59 Uhr
Die älteste Synagoge der jüdischen Gemeinde Hadamar ist für 1770 als ein Gebetsraum in einem Wohnhaus am Neumarkt nachgewiesen. Vermutlich handelte es sich dabei um das heutige Haus Neumarkt 4. Darauf deuten Schnitzereien an den Seitentüren und am westlichen Eckfposten des Hauses hin. Das Relief an dem Eckpfosten wird als alttestamentlicher Priesterkönig bei der Opferung eines geschlossenen Gefäßes gedeutet.
Vor 1813 mietete die jüdische Gemeinde mehrere Räume im Haus Judengasse 81 des kurz zuvor verstorbenen Levi Liebmann als neue Synagoge. Das restliche Gebäude blieb von der Familie Liebmann bewohnt. Später folgte der Kauf des gesamten Hauses für 180 Gulden. Es wurde in der Folge komplett als Synagoge genutzt. Im Keller wurde eine Mikwe, ein Bad für ritualle Wachungen, eingerichtet. 1958 kamen Reste der mikwe beim Abriss des Hauss zum Vorschein. Der Betsaal im Obergeschoss wurde für die Gemeinde bald zu klein.
Aus Bauakten geht hervor, dass der gemeindevorsteher Aron Salomon am 20. April 1838 beim zuständigen Amt die Baugenehmigung für die dritte Synagoge beantragt. Die Kosten schätzte Salomon auf 2248 Gulden und 27 Kreuzer. Der Bauplatz sei bereits für 475 Gulden erworben worden. Der Grundriss für das Gebäude mit Datum 6. September 1837 stammte von Werkmeister Hillerich, der Bauplan von Bauaccessist Bautzer. Das Amt Hadamar empfahl der Landesregierung die Genehmigung des Bauvorhabens. Diese erfolgte am 21. Mai 1838. Die Pläne wurden noch einmal überarbeitet und zusammen mit einem Finanzierungsplan am 12. Januar 1839 erneut der Landesregierung vorgelegt. Vom 8. Juni 1841 ist ein Schreiben an Landbaumeister Creutzer in Diez überliefert, aus dem hervorgeht, dass der Synagogenbau zu diesem Zeitpunkt weit vorangeschritten war. Ein Inventar vom 17. Mai 1841 detuet darauf hin, dass die Synagoge zu diesem Zeitpunkt fertig eingerichtet war. Das Gebäude wird darin als "zwischen Nikolaus Bürger und Anton Muths Witwe" liegend bezeichnet. 19 Sitzbänke werden erwähnt, die einnahmen aus deren Verpachtung mit rund 50 Gulden im Jahr angegeben. Von jährlichen Gebäudeunterhaltungskosten in höhe von zehn gulden wurde ausgegangen, das Brandversicherungskapital mit 3500 Gulden angegeben. Als Einrichtung wurden neben den Bänken drei Thorarollen, eine silberne Hand (zum Deuten auf den Text während der Thoralesungen), drei bronzenen Leuchter, ein gläserner Leuchter, ein roter Vorhang mit goldenen Fransen und Borten, ein weiterer roter Vorhang, eine Totenbahre und eine Leichendecke genannt. Das gleiche Inventar bezeichnet die alte Synagoge als zwei Zimmer im Wohnhaus von Susman Levi und berichtet von Verkaufsabsichten. Eien Versteigerung erfolgte vor dem 25. August 1841 zum Preis von 125 Gulden. Weitere Dokumente berichten von Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeinde um die Übertragung von sitzrechten in der alten Synagoge auf die neue. Daraus geht auch hervor dass für den Neubau eine Hypothek aufgenommen wurde.
Die feierliche Einweihung der Synagoge erfolgte am 25. Juni 1841. Hauptzelebrant war dabei der Rabbiner Salomon Wormser aus Schwalbach.
Rechner Schilo Salomony verlas am 11. Juni 1842 in der neuen Synagoge die Abrechnung des Bauprojekts. Die Gesamtkosten wurden mit 5035 Gulden angegeben. In diesem Dokument tauchen die als Kaufpreis genannten 475 Gulden lediglich als Preis für einen von Jacob Muth erworbenen Garten auf. Hinzu kamen 1000 Gulden für den Kauf eines Hauses von einer Erbengemeinschaft. Dieses musste abgerissen werden. Die reinen Baukosten wurden mit 3450 Gulden angegeben. Die Finanzierung erfolge über Spendenzusagen der Gemeinde in Höhe von 1364 Gulden, 328 Gulden aus der Gemeindekasse, 300 Gulden, die sieben Gemeindemitglieder als ein mit 6% verzinstes persönliches Darlehen aufnahmen, 1467 Gulden aus dem Verkauf eines gemeindeeigenen Hauses an Carl Hungrighausen und 1500 Gulden aus einem Darlehen des pensionierten Oberweyrer Pfarrers Bausch, das mit 5% verzinst wurde. Bausch war in diesem Jahr nach Hadamar in das Haus von Peter Koch, Schulstraße 13, gezogen und war damit ein Nachbar Schilo Salomonys, der in der Schulstraße 15 wohnte. Die Restsumme legte der Rechner aus dem eigenen Vermögen vor.
Quelle
Peter Paul Schweitzer: "Die Hadamarer Synagogen", in: Rundbrief 1/2020 der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Limburg e.V., S. 6-11.