Evangelische Kirchengemeinde Hadamar: Unterschied zwischen den Versionen
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1572 wechselte Hadamar mit seinem Herrscher, Graf Johann VI., zum Calvinismus über. Aus diesem Grund wurde die Inneneinrichtung der Ägidien- und der Liebfrauenkirche größtenteils entfernt und verkauft oder zerstört. | 1572 wechselte Hadamar mit seinem Herrscher, Graf Johann VI., zum Calvinismus über. Aus diesem Grund wurde die Inneneinrichtung der Ägidien- und der Liebfrauenkirche größtenteils entfernt und verkauft oder zerstört. | ||
Nach dem Übertritt des Grafen Johann-Ludwig zum Katholizismus im Jahr 1629 | Nach dem Übertritt des Grafen Johann-Ludwig zum Katholizismus im Jahr 1629 setzte eine erste gemischtkonfessionelle Phase mit katholischer Mehrheit ein. Anlass dafür war vor allem der Verbleib der Gräfin Ursula und der Töchter des Grafen- und späteren Fürstenpaars beim Calvinismus. Hinzu kamen einige Beamte und Hofbedienstete, denen der Graf dies ebenfalls gestattete. Während die 1630 die Schlosskirche im Südflügel als katholisches Gotteshaus errichtet wurde, blieb die Kapelle im Ostflügel des Schlosses den calvinistischen Mitgliedern der Familie vorbehalten. Mit dem Tod Ursulas 1638 verließ der letzte reformierte Prediger die Stadt. Mit der Heirat von Johann Ludwigs letzter Tochter im Oktober 1656 dürften auch die reformierten Gottesdienste durch Pfarrer aus Diez in Hadamar geendet haben. | ||
Nach dem Erlöschen des Fürstenhauses Nassau-Hadamar und dem Tod des nachfolgenden katholischen Regenten Wilhelm Hyacinth von Nassau-Siegen wurden unter der Herrschaft der reformierten Nassau-Diezer bzw. Nassau-Oranier 1747 erstmals wieder Gottesdienste dieser Konfession in Hadamar gefeiert. Die Teilnehmer kamen aus der mehrheitlich reformierten Beamtenschaft der Verwaltungsorgane in Hadamar sowie dem in der Stadt stationierten nassau-oranischen Bataillon. Die Kirchengemeinde aus Diez stellte die Geistlichen. Zunächst wurde ein Gottesdienstraum im Rathaus am Neumarkt genutzt. Per Dekret von Prinzessin Anna von Oranien-Nassau erhielt die reformierte Gemeinde in Hadamar zum November 1752 einen eigenen Pfarrer. Gottesdienstort war ein Raum im Ostflügel des Schlosses, jedoch ein heizbarer Raum über der alten Schlosskapelle. Von 1773 an nutzte die reformierte Gemeinde den Schlossturm als Glockenturm und eine vom Fürstenhaus Nassau-Oranien geschenkte Orgel.<ref name="Korn">''Über die Schloßkirche zu Hadamar und die Ev. Kirchengemeinde''. Manuskript von Gerd Korn.</ref> | |||
1791 schenkte die nassau-oranische Regierung der Gemeinde die Schlosskirche, die darauf entsprechend den Erfordernissen des reformierten Ritus umgebaut wurde. So wurden Beichtstuhl und Hochaltar entfernt. Eine Empirekanzel und ein einfach Altartisch wurden installiert.<ref name="Korn" /> Die wenigen Lutheraner in der Stadt nahmen ebenfalls an den reformierten Gottesdiensten teil, bevor beide Konfessionen sich 1817 zur evangelisch-christlichen Kirche zusammenschlossen. 227 der 13.072 Einwohner im Amt Hadamar waren zu diesem Zeitpunkt evangelisch.<ref name="Korn" /> Die evangelische Gemeinde Hadamar gehörte zunächst dem Dekanat Kirberg und später dem Dekanat Runkel an. Neben der Stadt umfasste der Hadamarer evangelische Pfarrbezirk mehr als 20 Dörfer in den Ämtern Hadamar und Wallmerod. | |||
1850 erfolgte eine Renovierung der Schlosskirche, bei der auch die direkten Zugänge zum Kirchenraum aus dem übrigen Schloss vermauert wurden. | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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Version vom 1. Februar 2025, 18:40 Uhr
Erste protestantische Predigten sind für Hadamar im Jahr 1523 durch Pfarrer Gerhard Lorich aus der lokal bedeutenden Gelehrtenfamilie Lorich nachgewiesen. Die rechtlich gültige Einführung der Reformation erfolgte 1533 mit den entsprechenden Anordnungen Graf Wilhelms des Reichen für ganz Nassau-Dillenburg beziehungsweise 1535 mit der Herrschaftsübernahme des evangelischen Grafen Ludwig zu Stollberg in Eppstein-Königstein. Damit waren die beiden Teileigentümer Nassau-Hadamars protestantisch. Als die Stadt 1557 ganz an Nassau-Dillenburg fiel, war sie ungeteilt Bestandteil einer protestantischen Grafschaft.
Bei der Umsetzung der Reformation hatte der Dillenburger Hofprediger und Superintendent Erasmus Sarcerius eine wichtige Rolle. 1546 erließen die beiden Landesherren eine neue Kirchenordnung, entließen Gerhard Lorich und setzten den vorherigen Kaplan Johann Stein als evangelischen Pfarrer ein. Auch die stiftähnliche Struktur der Liebfrauenkirche wurde aufgehoben. Die Landesherren zogen die Güter und wertvolle Kirchenausstattung weitgehend ein und wandelten sie teilweise in Stiftungen zur Ausbildung von Theologen und Beamten um. In der Kirchenordnung von 1546 war auch die Gründung einer Elementarschule verankert. Sie wurde ebenso aus den Altarpfründen der Liebfrauenkirche ausgestattet wie die 1566 neu gegründete Pfarrei Oberweyer.
1572 wechselte Hadamar mit seinem Herrscher, Graf Johann VI., zum Calvinismus über. Aus diesem Grund wurde die Inneneinrichtung der Ägidien- und der Liebfrauenkirche größtenteils entfernt und verkauft oder zerstört.
Nach dem Übertritt des Grafen Johann-Ludwig zum Katholizismus im Jahr 1629 setzte eine erste gemischtkonfessionelle Phase mit katholischer Mehrheit ein. Anlass dafür war vor allem der Verbleib der Gräfin Ursula und der Töchter des Grafen- und späteren Fürstenpaars beim Calvinismus. Hinzu kamen einige Beamte und Hofbedienstete, denen der Graf dies ebenfalls gestattete. Während die 1630 die Schlosskirche im Südflügel als katholisches Gotteshaus errichtet wurde, blieb die Kapelle im Ostflügel des Schlosses den calvinistischen Mitgliedern der Familie vorbehalten. Mit dem Tod Ursulas 1638 verließ der letzte reformierte Prediger die Stadt. Mit der Heirat von Johann Ludwigs letzter Tochter im Oktober 1656 dürften auch die reformierten Gottesdienste durch Pfarrer aus Diez in Hadamar geendet haben.
Nach dem Erlöschen des Fürstenhauses Nassau-Hadamar und dem Tod des nachfolgenden katholischen Regenten Wilhelm Hyacinth von Nassau-Siegen wurden unter der Herrschaft der reformierten Nassau-Diezer bzw. Nassau-Oranier 1747 erstmals wieder Gottesdienste dieser Konfession in Hadamar gefeiert. Die Teilnehmer kamen aus der mehrheitlich reformierten Beamtenschaft der Verwaltungsorgane in Hadamar sowie dem in der Stadt stationierten nassau-oranischen Bataillon. Die Kirchengemeinde aus Diez stellte die Geistlichen. Zunächst wurde ein Gottesdienstraum im Rathaus am Neumarkt genutzt. Per Dekret von Prinzessin Anna von Oranien-Nassau erhielt die reformierte Gemeinde in Hadamar zum November 1752 einen eigenen Pfarrer. Gottesdienstort war ein Raum im Ostflügel des Schlosses, jedoch ein heizbarer Raum über der alten Schlosskapelle. Von 1773 an nutzte die reformierte Gemeinde den Schlossturm als Glockenturm und eine vom Fürstenhaus Nassau-Oranien geschenkte Orgel.[1]
1791 schenkte die nassau-oranische Regierung der Gemeinde die Schlosskirche, die darauf entsprechend den Erfordernissen des reformierten Ritus umgebaut wurde. So wurden Beichtstuhl und Hochaltar entfernt. Eine Empirekanzel und ein einfach Altartisch wurden installiert.[1] Die wenigen Lutheraner in der Stadt nahmen ebenfalls an den reformierten Gottesdiensten teil, bevor beide Konfessionen sich 1817 zur evangelisch-christlichen Kirche zusammenschlossen. 227 der 13.072 Einwohner im Amt Hadamar waren zu diesem Zeitpunkt evangelisch.[1] Die evangelische Gemeinde Hadamar gehörte zunächst dem Dekanat Kirberg und später dem Dekanat Runkel an. Neben der Stadt umfasste der Hadamarer evangelische Pfarrbezirk mehr als 20 Dörfer in den Ämtern Hadamar und Wallmerod.
1850 erfolgte eine Renovierung der Schlosskirche, bei der auch die direkten Zugänge zum Kirchenraum aus dem übrigen Schloss vermauert wurden.