Hadamar Vierbilder: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 18. Januar 2025, 18:45 Uhr
Datierung
Der Stempel auf dieser Karte ist nicht mehr lesbar. Allerdings enthält die Aufschrift die Feldpostnummer 18649. Feldpostnummern wurden 1937 in der deutschen Wehrmacht eingeführt und bis Kriegsende 1945 verwendet. In Friedenszeiten waren die Nummern sechsstellig, im Krieg fünfstellig. Die Karte muss also zwischen 1939 und 1945 verschickt worden sein. Die Fotos dürften entsprechend ein bisschen älter sein. Die Feldpostnummer 18649 war zunächst vom 1. Januar 1940 an der Werkstattkompanie des Panzerregiments 8 zugeordnet, das bis zur Kapitulation des Afrikakorps in Tunis im Mai 1943 bestand. Das PzRgt 8 nahm als Teil der 10. PzDiv am Überfall auf Polen teil und wurden dann Ende des Jahrs 1939 von seiner Garnison in Böblingen in den Raum Limburg/Hadamar verlegt. Das passt also sehr gut zu der Karte. Danach ging es Ende Januar 1940 nach Welschbillig, um von dort Luxemburg und Belgien zu überfallen. Höchstwahrscheinlich wurde die Karte also um den Jahreswechsel 1939/40 herum in Hadamar verschickt. Aber von März bis Mai 1944 war die gleiche Feldpostnummer nochmal der SS-Werfer-Batterie 500 zugeordnet. Die Einheit war mit dem Verschießen von V2-Raketen beschäftigt, und diese wurden zum Teil über die Oberwesterwaldbahn und damit durch Hadamar transportiert und vom Westerwald aus verschossen. Insofern könnte die Karte auch aus dieser Zeit stammen, obwohl ich den früheren Zeitraum wahrscheinlicher sein dürfte.
Bildauswertung
Oben links: Die Aufnehme zeigt Niederhadamar von Westen, also vom Waldrand aus. Vermutlich stand der Fotograf im Bereich des heutigen Neubaugebiets unterhalb der Fürst-Johann-Ludwig-Schule, etwa im Bereich Hohlstraße und Fichtenweg. Im Vordergrund ist Garten- und Obstbaumland am Ortsrand zu sehen. Eindeutig erkennbar ist, wie sehr Niederhadamar seitdem nach Westen zu gewachsen ist. Klar zu erkennen ist natürlich auch die Kirche St. Peter in Ketten mit mächtigen Bäumen vor dem Portal. Links davon erkennt man ein kleines Türmchen. Das dürfte das alte Feuerwehrhaus an der Dorfbachstraße sein, dessen Schlauchturm heute aber die Spitze fehlt. Weiter links davon am Bildrand sieht man wohl die Neumühle, aber sehr schlecht erkennbar. Etwas weiter rechts wiederum ist eine geschwungene Struktur zu erkennen. Das ist vermutlich die Kurve an der Wendelinusbrücke, aber die Kapelle ist nciht sichtbar. Auch der Verlauf des Elbbachs ist schwierig festzustellen, angesichts des sehr kleinen Fotos von schlechter Qualität. Es sind Linien in der Feldgemarkung zu sehen, die aber so stark gebogen sind, dass sie nicht recht zum Elbbach passen wollen. Vielleicht liegt das aber auch an der Perspektive und es handelt sich tatsächlich um Büsche am Elbbachufer. Die ziemlich gerade Linie von rechts ist wohl der heute verrohrte Unterlauf des Elzer Grabens. Die Buschgruppe in der Mitte dürfte die Brötzenmühle und ihren Mühlgraben einfassen. Der Hintergrund ist wieder etwas klarer. Die lang gezogene Häuserreihe quer durch das Bild ist der Offheimer Weg in Elz, der damals nur einzeilig bebaut war. Zu sehen sind auch drei Schornsteine. Die zwei rechts dürften die Elzer Ziegelei und der einzelnen links die Kammfabrik gewesen sein
Oben rechts: Offenbar handelt es sich hier um einen Blick vom Galgenberg, also aus Osten über das Elbbachtal und damit die Stadtmitte von Hadamar. In der Feldflur gab es viel mehr Obstbäume, wie insbesondere im Vordergrund zu sehen ist, aber auch um das Konvikt herum. Andererseits war die Agrarlandschaft vielleicht sogar noch aufgeräumter als heute, wie man in dem Bereich zum Niederhadamarer Wald im Hintergrund hin sieht. Die beiden Einkerbungen des Waldrands entlang dem Weiersbach (rechts) und dem Malmeneicher Bach (links) sind wie heute noch gut sichtbar. Vom Stadtbild selbst ist durch den niedrigen Aufnahmewinkel und die geringe Qualität des kleinen Bilds wenig zu erkennen. Markante Gebäude wie links die Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk, dahinter das Schloss, in der Mitte oben das Konvikt, darunter in der Stadt die Kalkmühle und rechts die Ägidienkirche sowie die Heil- und Pflegeanstalt lassen sich aber ausmachen.
Unten rechts: Der blick geht vom Eingang der Kirchgasse nach Süden auf den Schlosskomplex. Da es sich komplett um historisch bedeutsame Bauwerke handelt, hat sich heute gegenüber dem Motiv nicht allzu viel verändert. Lediglich Straßenlaterne auf der Brücke und die Einzäunung der Nepomuk-Statue sind offensichtlich hinzugekommen. Der Baum rechts im Bild ist heute noch vorhanden. Auf anderen Aufnahme von zwischen 1905 und 1922 ist am Westufer des Elbbachs eine ganze Reihe größerer Bäume zu sehen. Diese müssen also in der Zeit bis 1940 gefällt worden sein. Mit Blick auf den Bewuchs sind auch die hohen Bäume zwischen Amtsgericht, also dem nördlichsten Abschnitt der Schlossanlage und dem Schloss-Hauptgebäude interessant. Der heute dort befindliche Parkplatz war also offenbar von großen Bäumen bestanden, zumindest im hinteren Bereich zum Elbbach hin.
Unten links:Zu sehen ist der Untermarkt mit Blick vom Westen her auf das Rathaus. Links über dem Rathausdach fällt im Hintergrund ein pilzförmiger Gegenstand auf. Dabei handelt es sich wohl um eine Sirene auf dem südlichen Giebel des Krankenhauses St. Anna. Am Rathaus selbst ist der größte Unterschied gegenüber heute, dass es verputzt war. Heute ist das reiche Fachwerk wieder freigelegt. Außerdem gibt es heute wieder mehr und größere Fenster. Diese waren offenbar mit dem Verputzen des Fachwerks in der hier sichtbaren, kleineren Form angelegt worden. Die große, schwarze Fläche auf der Seite der Eingangstreppe könnte ein Aushangbrett sein oder eine Gedenktafel für Opfer des Ersten Weltkriegs. Über dem Rathausdach sieht man rechts ein Gestellt, das wahrscheinlich Teil eienr Telegrafenanlage war. Außdem ist eine an Drähten aufgehängte Lampe zu sehen, die damals wohl der Beleuchtung des Untermarkts diente. Im Vordergrund sieht man das 1938 anstelle der Justitia-Statue als Brunnen errichtete und heute noch vorhandene Kriegerdenkmal. Rechts im Hintergrund ist der 1999 abgerissene Torbogen am Rathaus angeschnitten. Rechts davon sieht man das Ratskeller-Gebäude, heute ein Wohnhaus, und ganz im Hintergrund erscheint ein Stück von der Giebelwand der einstigen Brauerei Gotthardt. Das voluminäre Backsteingebäude wurde in den 1980er Jahren abgerissen und durch den Neubautrakt der Stadtverwaltung ersetzt.