Annahaus Hadamar: Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: „Das '''Annahaus''' ist eine Gesundheitseinrichtung in Hadamar. == Geschichte == Das Annahaus geht auf eine Ordensansiedlung an der Schulstraße Ecke Nonnengasse zurück. Diese bestand ursprünglich in dem Elternhaus der Schwestern Maria Elisabeth Rosa (verstorben 1718), Kataharina Margarethe Domenica (verstorben 1737) und Maria Katharina Tonsor (1661-1710), die dort von 1678 an die örtliche Mädchenschule fortführten. Die drei Schwestern schlossen sich…“) |
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== Geschichte == | == Geschichte == | ||
=== Vorgeschichte === | |||
Das Annahaus geht auf Bemühungen zurück, in Hadamar eine Mädchenschule erneut zu beleben. Eine solche war spätestens durch eine Stiftung von Johannetta von Sayn-Wittgenstein (1561–1622), der Mutter des Fürsten Johann Ludwig, eingerichtet worden, erhielt aber erst Bestand durch weitere Zuwendungen von Ursula zur Lippe (1598-1638), der Ehefrau Johann Ludwigs. Im Februar 1630 wurde der Schulbetrieb eingestellt, weil die Schwester des protestantischen Schulmeisters Johannes Textor ihr Amt niederlegte, nachdem Textor von Johann Ludwig im Zuge der Rekatholisierung aus seinem Amt entfernt wurde.<ref>Jakob Wagner: ''Die Regentenfamilie von Nassau-Hadamar'', Zweiter Band. Wien, 1863. S. 154 f.</ref> | |||
=== Tonsorsche Gründung === | |||
1678 versuchten die Schwestern Maria Elisabeth Rosa (verstorben 1718), Katharina Margarethe Domenica (verstorben 1737) und Maria Katharina Tonsor (1661-1710), die Mädchenschule fortzuführten. Ihr Vater war der fürstliche Rat und Kammerherr Christoph Tonsor, den Johann Ludwig aus Diensten des Bischofs von Paderborn abgeworben hatte. 1649 siedelte sich die Familie Tonsor in Hadamar an und ließ 1651 ein repräsentatives Anwesen an der Straße zum Herzenberg errichten, das um Wirtschaftsgebäude und angekaufte angrenzende Gartengrundstücke erweitert wurde. Nachdem die Familie offenbar nach 1661 Hadamar wieder nach Paderborn verlassen hatte, kehrten 1678 zunächst Katharina Domenica, die inzwischen Benediktinerin geworden war, und Maria Katharina zurück und nahmen das zwischenzweitig verpachtete väterliche Anwesen wieder in Besitz. Von ihrem offenbar beträchtlichen Vermögen und Zuwendungen aus der Stadtbevölkerung ließen sie das Gehöft um eine Kapelle ergänzen und kauften Liegenschaften an.<ref>Jakob Wagner: ''Die Regentenfamilie von Nassau-Hadamar'', Zweiter Band. Wien, 1863. S. 345 f.</ref> | |||
Die drei Schwestern schlossen sich 1704 den Dominikanerinnen vom III. Orden an. Maria Elisabeth Tonsor fungierte als erste Oberin. Weitere elf folgten ihr bis zur Säkularisierung und Auflösung der Ordensniederlassung im Jahr 1817. Meist verfügte der Konvent der bald als Annakloster bezeichneten Einrichtung über 15 bis 20 Mitglieder, zuletzt bestand es 1817 aus sieben Chorjungfrauen und einer Laienschwester. Bekanntestes Mitglied der Gemeinschaft war die stigmatisierte Nonne Magdalena Lorger (1734-1806).<ref>Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 5 f.</ref> Weitere überlieferte Priorinnen waren Maria Anna Graulich (1763—1768), Maria Augustina Clar aus Hadamar (1769—1785), Maria Clara Mollier aus Eisenbach (1786—1792, Schwester eines in Hadamar ansässigen Jesuiten), Thecla Hovius aus Hadamar (1792—1794), Walburga Aman aus Hadamar (1794—1798), Amanda Mollier (1798—1802, Schwester von Maria Clara Mollier) und Theresia Schlosser aus Villmar (1802-1817).<ref>Jakob Wagner: ''Die Regentenfamilie von Nassau-Hadamar'', Zweiter Band. Wien, 1863. S. 539 f.</ref> | |||
Nach der Auflösung des Klosters wurde das Klostergut im Jahr 1818 versteigert. Es bestand aus dem zweistöckigen Gebäude der Mädchenschule unmittelbar an der Straßenecke von Nonnegasse und Alter kleiner Marktstraße, das die Nonnen im frühen 18. Jahrhundert erworben hatten, nachfolgend entlang der Schulstraße einem unbewohnbaren Haus, einem Haus mit Wirtschaftsräumen und dem ursprünglichen Tonsorschen Wohnhaus. Nördlich davon lag die Kapelle und wiederum nördlich von dieser das 1712 erbaute zweigeschossiges Haupthaus mit Front zur Nonnengasse und schließlich noch weiter nördlich ein zweigeschossiges Nebenhaus mit Holzschuppen, Scheune, Kuh- und Schweinestall, das die Nonnen 1754 ertauscht hatten. Östlich des Haupthauses stand mit etwas Abstand ein Brauhaus. Zwischen den einzelnen Gebäudegruppen waren Höfe vorhanden. Das Haupthaus verfügte im Erdgeschoss über drei Räume, im ersten Stock über 14 kleine Zimmer. Die Gebäude waren insgesamt in einen schlechten Zustand und wurden zur Versteigerung auf einen Wert von 3339,45 Gulden geschätzt. Darüber hinaus verfügte das Kloster über Grundstücke in den Gemarkungen Hadamar, Ahlbach, Nieder- und Oberweyer, Niederhadamar und Villmar, über Abgaben aus Malmeneich und über Einkünfte aus vergebenen Krediten.<ref>Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 7.</ref> | |||
=== Die Genslersche Stiftung === | |||
Bei der Versteigerung erhielt der Stadtrat und Gerbermeister Johann Franz Gensler (1759-1829) den Zuschlag für 3010 Gulden. Gensler und seine Ehefrau Anna Margarete, geborene Meilinger, (1749-1824) errichteten testamentarisch eine Stiftung in Höhe von 38.000 Gulden, um sechs katholische, unbescholtene und kinderlose Frauen im Alter als Pfründnerinnen zu versorgen. Bereits 1663 war eine ähnliche Stiftung durch Fürst Moritz Heinrich eingerichtet worden. Ein Vorstand, zuständig für die wirtschaftlichen Belange, ein Beirat, der über das Wohlverhalten der Bewohnerinnen wachte und Strafen aussprechen konnte, und eine Vorsteherin sollten die Einrichtung leiten. 1828 genehmigte die Regierung des Herzogtums Nassau die Stiftung. Als Wohn- und Wirtschaftsräume hatte Gensler den mittleren Teil des ehemaligen Klosters vorgesehen, über den er aber nur noch teilweise verfügte. Die von ihm testamentarisch angeordnete Erwerbung der übrigen Gebäude wurde erst 1833 umgesetzt. Weitere Teile des Klosters hatte Gensler zuvor schon an andere Hadamarer Bürger verkauft, insbesondere das Eckhaus der eigentlichen Mädchenschule und einen nördlichen, dem Herzenberg zugewandten Gebäudeflügel. 1835 wurde die Einrichtung eröffnet. Von 1832 an wurde die ebenfalls von Gensler verfügte und aus seiner Stiftung finanzierte sonn- und feiertägliche Messe in der Kapelle gelesen.<ref>Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 9-11.</ref> | |||
=== Vom Altenstift zum Krankenhaus === | |||
Aus einer Sitzung des Stiftungsvorstands am 5. November 1848 sind erstmals Überlegungen überliefert, die Armen Dienstmägde Jesu Christi nach Hadamar zu holen und sie im Annahaus Kranke aus der Stadt pflegen zu lassen. Die katholische Frauengemeinschaft war erst kurz zuvor in Dernbach im Westerwald gegründet worden. Nachdem mehrere abweichende Pläne erfolglos blieben, bat der Vorstand um die Entsendung einer Dernbacher Schwester. Am 6. Mai 1856 führte die Ordensgründerin Katharina Kasper Schwester Mathilde, mit weltlichem Namen Anna Franz, als Krankenpflegerin in Hadamar ein. Kurz darauf erteilte die nassauische Regierung auch offiziell die Genehmigung, im Annahaus weibliche Kranke pflegen zu lassen, soweit dazu Räume verwendet wurden, die nicht für den eigentlichen Stiftungszweck benötigt wurden. Daraufhin trat Schwester Beatrix am 17. August 1856 als zweite Arme Dienstmagd ihre Tätigkeit in Hadamar an, dei auch eine Fortbildungsschule für Mädchen einrichtete, eine sogenannte Industrieschule. Von Juli bis November 1856 wurden 17 Kranke gepflegt. Am 24. Februar 1857 wurde die Ordensniederlassung mit Schwester Salesia verstärkt und Schwester Mathilde zur Oberin ernannt. Spätestens im August 1861 waren ihr auch die drei Schwestern unterstellt, die vom 1. April 1857 an den Haushalt des bischöflichen Konvikts führten. Vermutlich von 1857 an war Oberlehrer H. Colombel (gestoben 1887) in Abstimmung mit der Oberin Leiter des Hospitals. 1858 wuchs die Zahl der Schwestern im Hospital auf fünf an. 1862 erfolgte eine engere Verzahnung zwischen Genslerscher Stiftung und Ordensniederlassung: Das Hospital übernahm die Verköstigung der Pfründnerinnen und erhielt dafür Zahlungen der Stiftung. Die Oberin der Armen Dienstmägde wurde zugleich Vorsteherin der Genslerschen Stiftung. Die Schwestern pflegten auch Kranke außerhalb des Hospitals in der Stadt. Für die Zeit von 1865 bis 1873 liegen genaue Zahlen vor, denen zufolge durchschnittlich pro Jahr 58 Kranke im Hospital und 33 in der Stadt versorgt wurden. Zudem hielten die Schwestern rund 300 Nachtwachen bei Kranken. Die Armen Dienstmägde halfen insbesondere während der Pockenepediemien der Jahre 1865 und 1871 sowie im Jahr 1870 im Kriegslazarett auf dem Mönchberg.<ref>Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 11 f.</ref> | |||
1876 erfolgten Umbauten im Osten des Wohngebäudes die mehr Platz für Kranke aber auch bessere Wohnräume für die Schwestern zur Folge hatten. Am 8. Mai 1892 übernahmen die Schwestern die Kleinkinderschule, die Stadtpfarrer Franz gegründet hatte. Damit entstand der erste Vorläufer eines Kindergartens in Hadamar. Franz ließ 1891 auch die Kirche des Nonnenklosters restaurieren und ausmalen. Bei seinem Tod vermachte er der Genslerschen Stiftung das Gebäude Nonnengasse 11, in dem sich die Kleinkinderschule befand. Franz stiftete außerdem 10.000 Mark, weitere Zustiftungen folgten. Neben Franz war die Geschäftsfrau Agnes Siebert mit einem Betrag von ebenfalls 10.000 Mark die wichtigste Unterstützerin. 1922 umfasste der Kapitalstock 92.000 Mark.<ref>Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 12 f.</ref> | |||
=== Neubau als Krankenhaus === | |||
Pläne für Erweiterungen und Modernisierungen der Stiftungsgebäude gab es bereits vor dem Ersten Weltkrieg. Nachdem im Stall eine Kuh verendet war, beschloss der Stiftungsvorstand 1925 zum Neubau der Wirtschaftsgebäude, obwohl die Stiftung durch die Weltwirtschaftskrise und die heftige Inflation geschädigt worden war. Dabei entstand auch eine moderne Washcküche mit Bügelzimmer und Trockenraum. Die Baukosten in Höhe von 22.000 Mark wurden vor allem aus Darlehen bestritten. Am 7. November 1925 brach ein Teil der Decke eines Krankenzimmers ein. Der zuständige Kommunalverband untersagte daraufhin die weitere Nutzung. Der Stiftungsvorstand beschloss am 9. November 1926 den Neubau eines größeren Krankenhauses. Nachdem zunächst ein Grundstück am Kreuzweg dafür ausersehen worden war, fiel die Wahl dann doch auf das alte Kloster unter Beibehaltung von dessen Kirche. Neben den Pfründnerinnen sollten auch allgemein alte und kranke Menschen aufgenommen werden. Am 23. Dezember 1926 änderte der Vorstand den Stiftungszweck. Wesentlich war dabei die ermöglichte ambulante Betreuung Kranker beiderlei Geschlechts. Zudem wurde die Leitung durch eine Ordensoberin unter Aufsicht des Vorstands festgeschrieben. Im März 1927 kaufte die Stiftung das Eckhaus von Nonnengasse und Schulgasse für 13.500 Mark aus dem Eigentum der Familie Müller, wodurch sich der geplante Bauplatz im Eigentum der Stiftung befand. Für die Faninzierung des Bauprojekts waren 221.000 Reichsmark vorgesehen, von denen der Bezirksverband mit 109.000 Reichsmark den größten Anteil trug. Weitere Finanzierer waren die hilfskasse Berlin, die Nassauische Landesbank und die Kreissparkasse Limburg. Für seinen Zuschuss verlangte der Bezirksverband die Zusicherung, 60 Betten mit Kranken aus der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar belegen zu dürfen.<ref>Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 13-16.</ref> | |||
Das Müllersche Eckhaus wurde vom 11. Juni 1927 an abgerissen, sieben Tage später begannen Ausschachtungsarbeiten. Am 14. August wurde der Grundstein für den Neubau gelegt. Anfang Oktober begann der Abriss des alten Klosters. Am 15. Dezember war der roghbau fertig. Im Sommer 1928 erfolgten Gesamtfertigstellung und Bezug. Mit Wirkung zum 1. Juli 1928 schlossen die Genslersche Stiftung und das Mutterhaus der Armen Dienstmägde Jesu Christi einen Vertrag, der die Pflege im Haus und in der Stadt sowie die Leitung einer Handarbeitsschule und des Kindergartens durch eine Niederlassung der Schwestern festschrieb. Die Laufzeit sollte sich bis zur vollständigen Tilgung der Bauschulden erstrecken.<ref>Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 16.</ref> | |||
=== Krankenhausbetrieb unter den Dernbacher Schwestern === | |||
== Einzelnachweise == | |||
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Aktuelle Version vom 8. Mai 2025, 22:16 Uhr
Das Annahaus ist eine Gesundheitseinrichtung in Hadamar.
Geschichte
Vorgeschichte
Das Annahaus geht auf Bemühungen zurück, in Hadamar eine Mädchenschule erneut zu beleben. Eine solche war spätestens durch eine Stiftung von Johannetta von Sayn-Wittgenstein (1561–1622), der Mutter des Fürsten Johann Ludwig, eingerichtet worden, erhielt aber erst Bestand durch weitere Zuwendungen von Ursula zur Lippe (1598-1638), der Ehefrau Johann Ludwigs. Im Februar 1630 wurde der Schulbetrieb eingestellt, weil die Schwester des protestantischen Schulmeisters Johannes Textor ihr Amt niederlegte, nachdem Textor von Johann Ludwig im Zuge der Rekatholisierung aus seinem Amt entfernt wurde.[1]
Tonsorsche Gründung
1678 versuchten die Schwestern Maria Elisabeth Rosa (verstorben 1718), Katharina Margarethe Domenica (verstorben 1737) und Maria Katharina Tonsor (1661-1710), die Mädchenschule fortzuführten. Ihr Vater war der fürstliche Rat und Kammerherr Christoph Tonsor, den Johann Ludwig aus Diensten des Bischofs von Paderborn abgeworben hatte. 1649 siedelte sich die Familie Tonsor in Hadamar an und ließ 1651 ein repräsentatives Anwesen an der Straße zum Herzenberg errichten, das um Wirtschaftsgebäude und angekaufte angrenzende Gartengrundstücke erweitert wurde. Nachdem die Familie offenbar nach 1661 Hadamar wieder nach Paderborn verlassen hatte, kehrten 1678 zunächst Katharina Domenica, die inzwischen Benediktinerin geworden war, und Maria Katharina zurück und nahmen das zwischenzweitig verpachtete väterliche Anwesen wieder in Besitz. Von ihrem offenbar beträchtlichen Vermögen und Zuwendungen aus der Stadtbevölkerung ließen sie das Gehöft um eine Kapelle ergänzen und kauften Liegenschaften an.[2]
Die drei Schwestern schlossen sich 1704 den Dominikanerinnen vom III. Orden an. Maria Elisabeth Tonsor fungierte als erste Oberin. Weitere elf folgten ihr bis zur Säkularisierung und Auflösung der Ordensniederlassung im Jahr 1817. Meist verfügte der Konvent der bald als Annakloster bezeichneten Einrichtung über 15 bis 20 Mitglieder, zuletzt bestand es 1817 aus sieben Chorjungfrauen und einer Laienschwester. Bekanntestes Mitglied der Gemeinschaft war die stigmatisierte Nonne Magdalena Lorger (1734-1806).[3] Weitere überlieferte Priorinnen waren Maria Anna Graulich (1763—1768), Maria Augustina Clar aus Hadamar (1769—1785), Maria Clara Mollier aus Eisenbach (1786—1792, Schwester eines in Hadamar ansässigen Jesuiten), Thecla Hovius aus Hadamar (1792—1794), Walburga Aman aus Hadamar (1794—1798), Amanda Mollier (1798—1802, Schwester von Maria Clara Mollier) und Theresia Schlosser aus Villmar (1802-1817).[4]
Nach der Auflösung des Klosters wurde das Klostergut im Jahr 1818 versteigert. Es bestand aus dem zweistöckigen Gebäude der Mädchenschule unmittelbar an der Straßenecke von Nonnegasse und Alter kleiner Marktstraße, das die Nonnen im frühen 18. Jahrhundert erworben hatten, nachfolgend entlang der Schulstraße einem unbewohnbaren Haus, einem Haus mit Wirtschaftsräumen und dem ursprünglichen Tonsorschen Wohnhaus. Nördlich davon lag die Kapelle und wiederum nördlich von dieser das 1712 erbaute zweigeschossiges Haupthaus mit Front zur Nonnengasse und schließlich noch weiter nördlich ein zweigeschossiges Nebenhaus mit Holzschuppen, Scheune, Kuh- und Schweinestall, das die Nonnen 1754 ertauscht hatten. Östlich des Haupthauses stand mit etwas Abstand ein Brauhaus. Zwischen den einzelnen Gebäudegruppen waren Höfe vorhanden. Das Haupthaus verfügte im Erdgeschoss über drei Räume, im ersten Stock über 14 kleine Zimmer. Die Gebäude waren insgesamt in einen schlechten Zustand und wurden zur Versteigerung auf einen Wert von 3339,45 Gulden geschätzt. Darüber hinaus verfügte das Kloster über Grundstücke in den Gemarkungen Hadamar, Ahlbach, Nieder- und Oberweyer, Niederhadamar und Villmar, über Abgaben aus Malmeneich und über Einkünfte aus vergebenen Krediten.[5]
Die Genslersche Stiftung
Bei der Versteigerung erhielt der Stadtrat und Gerbermeister Johann Franz Gensler (1759-1829) den Zuschlag für 3010 Gulden. Gensler und seine Ehefrau Anna Margarete, geborene Meilinger, (1749-1824) errichteten testamentarisch eine Stiftung in Höhe von 38.000 Gulden, um sechs katholische, unbescholtene und kinderlose Frauen im Alter als Pfründnerinnen zu versorgen. Bereits 1663 war eine ähnliche Stiftung durch Fürst Moritz Heinrich eingerichtet worden. Ein Vorstand, zuständig für die wirtschaftlichen Belange, ein Beirat, der über das Wohlverhalten der Bewohnerinnen wachte und Strafen aussprechen konnte, und eine Vorsteherin sollten die Einrichtung leiten. 1828 genehmigte die Regierung des Herzogtums Nassau die Stiftung. Als Wohn- und Wirtschaftsräume hatte Gensler den mittleren Teil des ehemaligen Klosters vorgesehen, über den er aber nur noch teilweise verfügte. Die von ihm testamentarisch angeordnete Erwerbung der übrigen Gebäude wurde erst 1833 umgesetzt. Weitere Teile des Klosters hatte Gensler zuvor schon an andere Hadamarer Bürger verkauft, insbesondere das Eckhaus der eigentlichen Mädchenschule und einen nördlichen, dem Herzenberg zugewandten Gebäudeflügel. 1835 wurde die Einrichtung eröffnet. Von 1832 an wurde die ebenfalls von Gensler verfügte und aus seiner Stiftung finanzierte sonn- und feiertägliche Messe in der Kapelle gelesen.[6]
Vom Altenstift zum Krankenhaus
Aus einer Sitzung des Stiftungsvorstands am 5. November 1848 sind erstmals Überlegungen überliefert, die Armen Dienstmägde Jesu Christi nach Hadamar zu holen und sie im Annahaus Kranke aus der Stadt pflegen zu lassen. Die katholische Frauengemeinschaft war erst kurz zuvor in Dernbach im Westerwald gegründet worden. Nachdem mehrere abweichende Pläne erfolglos blieben, bat der Vorstand um die Entsendung einer Dernbacher Schwester. Am 6. Mai 1856 führte die Ordensgründerin Katharina Kasper Schwester Mathilde, mit weltlichem Namen Anna Franz, als Krankenpflegerin in Hadamar ein. Kurz darauf erteilte die nassauische Regierung auch offiziell die Genehmigung, im Annahaus weibliche Kranke pflegen zu lassen, soweit dazu Räume verwendet wurden, die nicht für den eigentlichen Stiftungszweck benötigt wurden. Daraufhin trat Schwester Beatrix am 17. August 1856 als zweite Arme Dienstmagd ihre Tätigkeit in Hadamar an, dei auch eine Fortbildungsschule für Mädchen einrichtete, eine sogenannte Industrieschule. Von Juli bis November 1856 wurden 17 Kranke gepflegt. Am 24. Februar 1857 wurde die Ordensniederlassung mit Schwester Salesia verstärkt und Schwester Mathilde zur Oberin ernannt. Spätestens im August 1861 waren ihr auch die drei Schwestern unterstellt, die vom 1. April 1857 an den Haushalt des bischöflichen Konvikts führten. Vermutlich von 1857 an war Oberlehrer H. Colombel (gestoben 1887) in Abstimmung mit der Oberin Leiter des Hospitals. 1858 wuchs die Zahl der Schwestern im Hospital auf fünf an. 1862 erfolgte eine engere Verzahnung zwischen Genslerscher Stiftung und Ordensniederlassung: Das Hospital übernahm die Verköstigung der Pfründnerinnen und erhielt dafür Zahlungen der Stiftung. Die Oberin der Armen Dienstmägde wurde zugleich Vorsteherin der Genslerschen Stiftung. Die Schwestern pflegten auch Kranke außerhalb des Hospitals in der Stadt. Für die Zeit von 1865 bis 1873 liegen genaue Zahlen vor, denen zufolge durchschnittlich pro Jahr 58 Kranke im Hospital und 33 in der Stadt versorgt wurden. Zudem hielten die Schwestern rund 300 Nachtwachen bei Kranken. Die Armen Dienstmägde halfen insbesondere während der Pockenepediemien der Jahre 1865 und 1871 sowie im Jahr 1870 im Kriegslazarett auf dem Mönchberg.[7]
1876 erfolgten Umbauten im Osten des Wohngebäudes die mehr Platz für Kranke aber auch bessere Wohnräume für die Schwestern zur Folge hatten. Am 8. Mai 1892 übernahmen die Schwestern die Kleinkinderschule, die Stadtpfarrer Franz gegründet hatte. Damit entstand der erste Vorläufer eines Kindergartens in Hadamar. Franz ließ 1891 auch die Kirche des Nonnenklosters restaurieren und ausmalen. Bei seinem Tod vermachte er der Genslerschen Stiftung das Gebäude Nonnengasse 11, in dem sich die Kleinkinderschule befand. Franz stiftete außerdem 10.000 Mark, weitere Zustiftungen folgten. Neben Franz war die Geschäftsfrau Agnes Siebert mit einem Betrag von ebenfalls 10.000 Mark die wichtigste Unterstützerin. 1922 umfasste der Kapitalstock 92.000 Mark.[8]
Neubau als Krankenhaus
Pläne für Erweiterungen und Modernisierungen der Stiftungsgebäude gab es bereits vor dem Ersten Weltkrieg. Nachdem im Stall eine Kuh verendet war, beschloss der Stiftungsvorstand 1925 zum Neubau der Wirtschaftsgebäude, obwohl die Stiftung durch die Weltwirtschaftskrise und die heftige Inflation geschädigt worden war. Dabei entstand auch eine moderne Washcküche mit Bügelzimmer und Trockenraum. Die Baukosten in Höhe von 22.000 Mark wurden vor allem aus Darlehen bestritten. Am 7. November 1925 brach ein Teil der Decke eines Krankenzimmers ein. Der zuständige Kommunalverband untersagte daraufhin die weitere Nutzung. Der Stiftungsvorstand beschloss am 9. November 1926 den Neubau eines größeren Krankenhauses. Nachdem zunächst ein Grundstück am Kreuzweg dafür ausersehen worden war, fiel die Wahl dann doch auf das alte Kloster unter Beibehaltung von dessen Kirche. Neben den Pfründnerinnen sollten auch allgemein alte und kranke Menschen aufgenommen werden. Am 23. Dezember 1926 änderte der Vorstand den Stiftungszweck. Wesentlich war dabei die ermöglichte ambulante Betreuung Kranker beiderlei Geschlechts. Zudem wurde die Leitung durch eine Ordensoberin unter Aufsicht des Vorstands festgeschrieben. Im März 1927 kaufte die Stiftung das Eckhaus von Nonnengasse und Schulgasse für 13.500 Mark aus dem Eigentum der Familie Müller, wodurch sich der geplante Bauplatz im Eigentum der Stiftung befand. Für die Faninzierung des Bauprojekts waren 221.000 Reichsmark vorgesehen, von denen der Bezirksverband mit 109.000 Reichsmark den größten Anteil trug. Weitere Finanzierer waren die hilfskasse Berlin, die Nassauische Landesbank und die Kreissparkasse Limburg. Für seinen Zuschuss verlangte der Bezirksverband die Zusicherung, 60 Betten mit Kranken aus der Heil- und Pflegeanstalt Hadamar belegen zu dürfen.[9]
Das Müllersche Eckhaus wurde vom 11. Juni 1927 an abgerissen, sieben Tage später begannen Ausschachtungsarbeiten. Am 14. August wurde der Grundstein für den Neubau gelegt. Anfang Oktober begann der Abriss des alten Klosters. Am 15. Dezember war der roghbau fertig. Im Sommer 1928 erfolgten Gesamtfertigstellung und Bezug. Mit Wirkung zum 1. Juli 1928 schlossen die Genslersche Stiftung und das Mutterhaus der Armen Dienstmägde Jesu Christi einen Vertrag, der die Pflege im Haus und in der Stadt sowie die Leitung einer Handarbeitsschule und des Kindergartens durch eine Niederlassung der Schwestern festschrieb. Die Laufzeit sollte sich bis zur vollständigen Tilgung der Bauschulden erstrecken.[10]
Krankenhausbetrieb unter den Dernbacher Schwestern
Einzelnachweise
- ↑ Jakob Wagner: Die Regentenfamilie von Nassau-Hadamar, Zweiter Band. Wien, 1863. S. 154 f.
- ↑ Jakob Wagner: Die Regentenfamilie von Nassau-Hadamar, Zweiter Band. Wien, 1863. S. 345 f.
- ↑ Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 5 f.
- ↑ Jakob Wagner: Die Regentenfamilie von Nassau-Hadamar, Zweiter Band. Wien, 1863. S. 539 f.
- ↑ Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 7.
- ↑ Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 9-11.
- ↑ Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 11 f.
- ↑ Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 12 f.
- ↑ Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 13-16.
- ↑ Karl Joseph Stahl: Pallottinerinnen 25 Jahre im Hadamarer Krankenhaus. Hadamar, 1974. S. 16.