Glasfachschule Hadamar: Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: „Die Glasfachschule Hadamar ist eine überregional bedeutende berufliche Ausbildungsstätte für Glasberufe in Hadamar. Die Initiative zur Gründung einer beruflichen Schule für Glasgewerbe ging von Heimatvertriebenen aus, die in der Region Limburg-Weilburg die ersten Glasbetriebe in der Region gegründet hatten.<ref>Hermann Bellinger: Grußwort zur Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 7, 1989.</ref> Dazu gründeten sie…“) |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Die Glasfachschule Hadamar ist eine überregional bedeutende berufliche Ausbildungsstätte für Glasberufe in Hadamar. | Die gemeinhin so bezeichnete '''Glasfachschule Hadamar''' ist eine überregional bedeutende berufliche Ausbildungsstätte für Glasberufe in Hadamar. Offiziell heißt die Einrichtung seit 2015 ''Staatlichen Fachschule Weilburg-Hadamar''. | ||
Die Initiative zur Einrichtung einer beruflichen Schule für Glasgewerbe ging von Heimatvertriebenen aus, die in der Region Limburg-Weilburg die ersten Glasbetriebe in der Region gegründet hatten.<ref>Hermann Bellinger: Grußwort zur Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 7, 1989.</ref> Impulsgeber war insbesondere Max Tischer, der bereits in Haida von 1934 an Versuchseinrichtung für das Glasgewerbe geleitet und dort auch schulische Leitungsaufgaben übernommen hatte. Er war nach der Vertreibung nach Limburg gekommen, regte beim hessischen Wirtschaftsministerium mehrfach die Gründung einer Forschungsanstalt an und erhielt 1948 die Zustimmung dazu. Wie mit dem Ministerium abgesprochen, sollte zunächst ein Förderverein unter dem Namen ''Verein zur Förderung der Glasindustrie in Hessen'' ins Leben gerufen werden. Dessen Gründungsversammlung fand am 1. März 1948 auf Einladung von Tischer in den Räumen der Industrie- und Handelskammer Limburg statt. Dabei wurde Tischer zum ersten Vorsitzenden gewählt und erstmals die Idee einer Ausbildungseinrichtung formuliert. Das hessische Kultusministerium beauftragte und besoldete Tischer daraufhin für seine Planungsarbeit bezüglich der geplanten Schulgründung.<ref>''Glasausbildung in Hadamar - Der Beginn'' in der Festschrift ''75 Jahre Glasfachschule Hadamar'', 2024, S. 74.</ref> Im März 1948 genehmigte die amerikanische Militärregierung die Vereinssatzung. Bei der folgenden Suche nach einem Standort für eine Berufsfachschule bevorzugte das hessische Wirtschaftsministerium mit seiner Abteilung gewerbliche Wirtschaft der Neubürger zunächst Oberursel. Bad Homburg und Limburg waren weitere diskutierte Standorte. Die angedachten Räume in Bad Homburg und Oberursel reichten jedoch für die geplante Einrichtung nicht aus und Limburg verfolgte die Ansiedlung der Schule nicht weiter. Der Hadamarer Bürgermeister Karl Hagen trieb daraufhin die Ansiedlung in Hadamar voran. Dazu kaufte das Land Hessen eine ehemalige Wehrmachtsbaracke in Niederhadamar. Dort war zuvor eine Lederwarenfabrik tätig gewesen, die aber ihren Betrieb eingestellt hatte.<ref>''Unser Förderverein'' in der Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 15, 1989.</ref> In der Folge kam es zu Kritik an Tischer aus der Landesverwaltung und er wurde für den Direktorenposten abgelehnt. Statt seiner wurde Walter Heinrich mit dieser Funktion betraut. Zusammen mit dem künstlerischen Leiter Alexander Pfohl sollten Tischer und Heinrich die Gründungsjahre der Einrichtung prägen. Dabei erarbeitete Tischer vor allem Verfahren für die Glasindustrie, die in mehreren Patenten mündeten, während Pfohl die Ausbildung prägte.<ref>''Glasausbildung in Hadamar - Der Beginn'' in der Festschrift ''75 Jahre Glasfachschule Hadamar'', 2024, S. 74 f.</ref> | |||
Die | Die Eröffnung fand am 19. Juli 1949 unter dem Namen ''Staatliche Fachschule für die Glasindustrie in Hadamar'' statt. Anfangs wurden die Berufe Glasschleifer, Glasätzer, Glasgraveur sowie Glas- und Porzellanmaler ausgebildet.<ref>''40 Jahre Schulgeschichte'' in der Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 11, 1989.</ref> Am 10. Juli 1950 gründete sich ein weiterer Förderverein unter dem Namen ''Förderer der Hessischen Staatlichen Glasfachschule Hadamar eV.'' Zweck des Vereins war offenbar vor allem die Weiterleitung von staatlichen Fördermitteln den Bau eines Schülerwohnheims. Nach der Fertigstellung des Wohnheims löste sich der Verein 1961 wieder auf. Am 9. März 1954 verlegte der Verein zur Förderung der Glasindustrie in Hessen seinen Sitz aus Limburg nach Hadamar. Den Vorstand bildeten zu diesem Zeitpunkt der Vorsitzende Franz Xaver John, Studienrat an der Schule, sowie Herbert Meltzer und Edgar Benna. Trotz des Bezugs auf die Glasindustrie insgesamt im Namen war die Förderung der Schule die zentrale Tätigkeit des Vereins, die mit dem von 1958 geführten Namenszusatz ''Fachschul- und Schülerunterstützungsverein'' deutlich gemacht wurde.<ref>''Unser Förderverein'' in der Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 16 f., 1989.</ref> 1953 wurde der Beruf des Glasapparatebauers in das Lehrprogramm aufgenommen. <ref>''Meilensteine der Glasfachschule Hadamar in 75 Jahren'' in der Festschrift ''75 Jahre Glasfachschule Hadamar'', 2024, S. 26.</ref> Zum 1. April 1954 übernahm Ernst Plail die Schulleitung, am 9. Juli des gleichen Jahres wurde das Schülerwohnheim eingeweiht. Am 27. September 1955 erfolgte die Grundsteinlegung für das erste massive gebaut Schulgebäude, das am 12. Oktober 1956 eingeweiht wurde. Am 2. September 1957 erhielt die Schule den neuen Namen ''Staatliche Glasfachschule Hadamar''. Am 4. Juli kamen die Ausbildungsberufe Glasbläser und Glasinstrumentenmacher zum Unterrichtsumfang der Schule hinzu. Vier Tage später wurden die ersten Meisterprüfungen abgelegt.<ref>''40 Jahre Schulgeschichte'' in der Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 11 f., 1989.</ref> Ebenfalls 1957 erfolgte die Einrichtung einer Flachglasabteilung, die sich unter anderem mit der Herstellung von Kirchenfenstern befasste.<ref>''Glasausbildung in Hadamar - Der Beginn'' in der Festschrift ''75 Jahre Glasfachschule Hadamar'', 2024, S. 76.</ref> Im Oktober 1960 wurde der Verwaltungs- und Werkstättenbau fertiggestellt. Am 31. Dezember brach nach Installationsarbeiten ein Brand in der Schule aus. Zum 1. Apri 1964 übernahm Theo Stillger die Funktion des Direktors.<ref>''40 Jahre Schulgeschichte'' in der Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 11 f., 1989.</ref> | ||
Am 1. Juni 1967 machte der Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks das Schulgelände zu seinem Sitz.<ref>Bernhard Felmer jr., Ernst Brinkmann: Grußwort zur Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, 1989.</ref> Er legte dort auch seine zuvor in Ülzen ansässige Geschäftsstelle und seine zuvor in Hamburg angesiedelte Berufsfachschule zusammen. Zum 6. Juli des gleichen Jahres wurde der Ausbildungsberuf Glaser erstmals an der Berufsfachschule in Hadamar angeboten.<ref>''40 Jahre Schulgeschichte'' in der Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 12, 1989.</ref> In einer Mitgliederversammlung am 28. März 1969 benannte sich der Förderverein zu ''Verein der Freunde und Förderer der Glasfachschule Hadamar e.V.'' um. In der Satzung wurde eine enge personalle Verflechtung zwischen der Schulleitung und der Leitung des Bundesinnungsverbands festgeschrieben. Neben der Förderung der Schule baute der Verein auch eine Sammlung wertvoller Gläser auf, die schließlich zu einem Grundstein für das Glasmuseum Hadamar wurden.<ref>''Unser Förderverein'' in der Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 17 f., 1989.</ref> | |||
Am 24. September 1969 erfolgte der erste Spatenstich für umfangreiche Neubauten, die Werkstätten, ein Schülerwohnheim, eine Mehrzweckhalle und eine Küche umfassten. Am 19. April 1970 erwarb der Bundesinnungsverband das ehemalige Jungenwohnheim auf dem Schulgelände, um dort seine Geschäftstelle anzusiedeln. Zum 1. August 1970 wurde eine zweijährige Fachschule angegliedert, die die Ausbildung zum Staatlich geprüften Techniker ermöglichte. Ebenfalls 1970 verlegte der Bundesinnungsverband seine Technische Beeratungsstelle von Karlsruhe nach Hadamar. Am 29. Oktober 1971 übernahm Karl Lorenz die Funktion des Direktors. Am 19. Juni 1974 erfolgte zur 25-Jahr-Feier die Einweihung der Neubauten. Am 5. September übernahm Walter Messner das Direktorat.<ref>''40 Jahre Schulgeschichte'' in der Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 12, 1989.</ref> | |||
Eine wertvolle Sammlung historischer Gläser bekam die Schule am 3. März 1980 übereignet.<ref>''Meilensteine der Glasfachschule Hadamar in 75 Jahren'' in der Festschrift ''75 Jahre Glasfachschule Hadamar'', 2024, S. 27.</ref> Am 4. März 1983 erhielt die Schule die Namenserweiterung ''Erwin-Stein-Schule'' nach dem ersten hessischen Kultusminister. Am 20. Juni 1984 übernahm die Schule die Funktion der Landesberufsschule für den Beruf Glaser. Im September des Jahres erfolgte der erste Schüleraustausch mit dem Lycee d'Enseignement Professionell im französischen Tournon.<ref>''40 Jahre Schulgeschichte'' in der Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 13, 1989.</ref> 1990 erhielt die Schule 23 Gläser als Dauerleihgabe der Familie Wedler und der Förderverein kaufte historische Gläser aus der aufgelösten Sammlung Uwe Friedleben. Im November 1993 erfolgten erste Erdarbeiten für einen Erweiterungsbau. 1994 kam der erste Schüleraustausch mti der Glasfgachschule Nový Bor zustande, dem früheren Haida, aus dem mehrere Gründer der Glasfachschule stammten. Im September 1996 übernahm Hartmut Lieb die Schulleitung. Von 1992 bis 1998 erfolgten mehrere Glasausstellungen in der Aula des Schlosses Hadamar, dem späteren Standort des Glasmuseums. 1998 war der Umzug von Teilen der Schule in den Neubau abgeschlossen. Im folgenden Jahr schlossen sich Umbauarbeiten an den dadurch frei gewordenen Gebäudeteilen an. Nach der 2003 aufgenommenen Renovierung der ehemaligen Fürstenwohnunge im Schloss Hadamar und mehrjährigen vorbereitenden Arbeiten wurde dort am 29. November 2014 das Glasmuseum Hadamar eröffnet.<ref>''Meilensteine der Glasfachschule Hadamar in 75 Jahren'' in der Festschrift ''75 Jahre Glasfachschule Hadamar'', 2024, S. 27 ff.</ref> | |||
Im Jahr 2015 wurden die Glasfachschule Hadamar und die Staatliche Technikerakademie Weilburg trotz Ablehnung beider Kollegien zur ''Staatlichen Fachschule Weilburg-Hadamar'' zusammengeschlossen. Das hessische Kultusministerium begründete die Fusion mit zurückgehenden Schülerzahlen an beiden Einrichtungen.<ref>''Glasfachschule und Technikerakademie fusionieren'' in der Festschrift ''75 Jahre Glasfachschule Hadamar'', 2024, S. 40 f.</ref> 2016 wurde Astrid Häring-Heckelmann Schulleiterin. Im gleichen Jahr wurde die denkmalgeschützte Aula saniert. 2021 wurde Holger Schmidt als Schulleiter. 2022 wurde der Bereich Gestaltungs- und Medientechnik der Schule in Hadamar angesiedelt.<ref>''Meilensteine der Glasfachschule Hadamar in 75 Jahren'' in der Festschrift ''75 Jahre Glasfachschule Hadamar'', 2024, S. 29.</ref> | |||
Zu den besonderen Leistungen der Schulgemeinschaft zählten die Gravur des ersten Diatretglases im August 1967 durch Fachleherer Josef Welzel, der eine Theorie zur Herstellung dieser ursprünglich römischen Gläser bewies,<ref>''40 Jahre Schulgeschichte'' in der Festschrift ''40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 12, 1989.</ref> die ebenfalls durch Welzel 1987 ertmals gelungene unbeschädigte Nachbildungen einer Portlandvase 1987 sowie der Vase von Olbia 2008 und die 1979 erfolgte erstmalige Nachbildung eines Schaperglases durch Alfred Otto.<ref>''Meilensteine der Glasfachschule Hadamar in 75 Jahren'' in der Festschrift ''75 Jahre Glasfachschule Hadamar'', 2024, S. 27.</ref> | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Aktuelle Version vom 6. April 2025, 19:38 Uhr
Die gemeinhin so bezeichnete Glasfachschule Hadamar ist eine überregional bedeutende berufliche Ausbildungsstätte für Glasberufe in Hadamar. Offiziell heißt die Einrichtung seit 2015 Staatlichen Fachschule Weilburg-Hadamar.
Die Initiative zur Einrichtung einer beruflichen Schule für Glasgewerbe ging von Heimatvertriebenen aus, die in der Region Limburg-Weilburg die ersten Glasbetriebe in der Region gegründet hatten.[1] Impulsgeber war insbesondere Max Tischer, der bereits in Haida von 1934 an Versuchseinrichtung für das Glasgewerbe geleitet und dort auch schulische Leitungsaufgaben übernommen hatte. Er war nach der Vertreibung nach Limburg gekommen, regte beim hessischen Wirtschaftsministerium mehrfach die Gründung einer Forschungsanstalt an und erhielt 1948 die Zustimmung dazu. Wie mit dem Ministerium abgesprochen, sollte zunächst ein Förderverein unter dem Namen Verein zur Förderung der Glasindustrie in Hessen ins Leben gerufen werden. Dessen Gründungsversammlung fand am 1. März 1948 auf Einladung von Tischer in den Räumen der Industrie- und Handelskammer Limburg statt. Dabei wurde Tischer zum ersten Vorsitzenden gewählt und erstmals die Idee einer Ausbildungseinrichtung formuliert. Das hessische Kultusministerium beauftragte und besoldete Tischer daraufhin für seine Planungsarbeit bezüglich der geplanten Schulgründung.[2] Im März 1948 genehmigte die amerikanische Militärregierung die Vereinssatzung. Bei der folgenden Suche nach einem Standort für eine Berufsfachschule bevorzugte das hessische Wirtschaftsministerium mit seiner Abteilung gewerbliche Wirtschaft der Neubürger zunächst Oberursel. Bad Homburg und Limburg waren weitere diskutierte Standorte. Die angedachten Räume in Bad Homburg und Oberursel reichten jedoch für die geplante Einrichtung nicht aus und Limburg verfolgte die Ansiedlung der Schule nicht weiter. Der Hadamarer Bürgermeister Karl Hagen trieb daraufhin die Ansiedlung in Hadamar voran. Dazu kaufte das Land Hessen eine ehemalige Wehrmachtsbaracke in Niederhadamar. Dort war zuvor eine Lederwarenfabrik tätig gewesen, die aber ihren Betrieb eingestellt hatte.[3] In der Folge kam es zu Kritik an Tischer aus der Landesverwaltung und er wurde für den Direktorenposten abgelehnt. Statt seiner wurde Walter Heinrich mit dieser Funktion betraut. Zusammen mit dem künstlerischen Leiter Alexander Pfohl sollten Tischer und Heinrich die Gründungsjahre der Einrichtung prägen. Dabei erarbeitete Tischer vor allem Verfahren für die Glasindustrie, die in mehreren Patenten mündeten, während Pfohl die Ausbildung prägte.[4]
Die Eröffnung fand am 19. Juli 1949 unter dem Namen Staatliche Fachschule für die Glasindustrie in Hadamar statt. Anfangs wurden die Berufe Glasschleifer, Glasätzer, Glasgraveur sowie Glas- und Porzellanmaler ausgebildet.[5] Am 10. Juli 1950 gründete sich ein weiterer Förderverein unter dem Namen Förderer der Hessischen Staatlichen Glasfachschule Hadamar eV. Zweck des Vereins war offenbar vor allem die Weiterleitung von staatlichen Fördermitteln den Bau eines Schülerwohnheims. Nach der Fertigstellung des Wohnheims löste sich der Verein 1961 wieder auf. Am 9. März 1954 verlegte der Verein zur Förderung der Glasindustrie in Hessen seinen Sitz aus Limburg nach Hadamar. Den Vorstand bildeten zu diesem Zeitpunkt der Vorsitzende Franz Xaver John, Studienrat an der Schule, sowie Herbert Meltzer und Edgar Benna. Trotz des Bezugs auf die Glasindustrie insgesamt im Namen war die Förderung der Schule die zentrale Tätigkeit des Vereins, die mit dem von 1958 geführten Namenszusatz Fachschul- und Schülerunterstützungsverein deutlich gemacht wurde.[6] 1953 wurde der Beruf des Glasapparatebauers in das Lehrprogramm aufgenommen. [7] Zum 1. April 1954 übernahm Ernst Plail die Schulleitung, am 9. Juli des gleichen Jahres wurde das Schülerwohnheim eingeweiht. Am 27. September 1955 erfolgte die Grundsteinlegung für das erste massive gebaut Schulgebäude, das am 12. Oktober 1956 eingeweiht wurde. Am 2. September 1957 erhielt die Schule den neuen Namen Staatliche Glasfachschule Hadamar. Am 4. Juli kamen die Ausbildungsberufe Glasbläser und Glasinstrumentenmacher zum Unterrichtsumfang der Schule hinzu. Vier Tage später wurden die ersten Meisterprüfungen abgelegt.[8] Ebenfalls 1957 erfolgte die Einrichtung einer Flachglasabteilung, die sich unter anderem mit der Herstellung von Kirchenfenstern befasste.[9] Im Oktober 1960 wurde der Verwaltungs- und Werkstättenbau fertiggestellt. Am 31. Dezember brach nach Installationsarbeiten ein Brand in der Schule aus. Zum 1. Apri 1964 übernahm Theo Stillger die Funktion des Direktors.[10]
Am 1. Juni 1967 machte der Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks das Schulgelände zu seinem Sitz.[11] Er legte dort auch seine zuvor in Ülzen ansässige Geschäftsstelle und seine zuvor in Hamburg angesiedelte Berufsfachschule zusammen. Zum 6. Juli des gleichen Jahres wurde der Ausbildungsberuf Glaser erstmals an der Berufsfachschule in Hadamar angeboten.[12] In einer Mitgliederversammlung am 28. März 1969 benannte sich der Förderverein zu Verein der Freunde und Förderer der Glasfachschule Hadamar e.V. um. In der Satzung wurde eine enge personalle Verflechtung zwischen der Schulleitung und der Leitung des Bundesinnungsverbands festgeschrieben. Neben der Förderung der Schule baute der Verein auch eine Sammlung wertvoller Gläser auf, die schließlich zu einem Grundstein für das Glasmuseum Hadamar wurden.[13]
Am 24. September 1969 erfolgte der erste Spatenstich für umfangreiche Neubauten, die Werkstätten, ein Schülerwohnheim, eine Mehrzweckhalle und eine Küche umfassten. Am 19. April 1970 erwarb der Bundesinnungsverband das ehemalige Jungenwohnheim auf dem Schulgelände, um dort seine Geschäftstelle anzusiedeln. Zum 1. August 1970 wurde eine zweijährige Fachschule angegliedert, die die Ausbildung zum Staatlich geprüften Techniker ermöglichte. Ebenfalls 1970 verlegte der Bundesinnungsverband seine Technische Beeratungsstelle von Karlsruhe nach Hadamar. Am 29. Oktober 1971 übernahm Karl Lorenz die Funktion des Direktors. Am 19. Juni 1974 erfolgte zur 25-Jahr-Feier die Einweihung der Neubauten. Am 5. September übernahm Walter Messner das Direktorat.[14]
Eine wertvolle Sammlung historischer Gläser bekam die Schule am 3. März 1980 übereignet.[15] Am 4. März 1983 erhielt die Schule die Namenserweiterung Erwin-Stein-Schule nach dem ersten hessischen Kultusminister. Am 20. Juni 1984 übernahm die Schule die Funktion der Landesberufsschule für den Beruf Glaser. Im September des Jahres erfolgte der erste Schüleraustausch mit dem Lycee d'Enseignement Professionell im französischen Tournon.[16] 1990 erhielt die Schule 23 Gläser als Dauerleihgabe der Familie Wedler und der Förderverein kaufte historische Gläser aus der aufgelösten Sammlung Uwe Friedleben. Im November 1993 erfolgten erste Erdarbeiten für einen Erweiterungsbau. 1994 kam der erste Schüleraustausch mti der Glasfgachschule Nový Bor zustande, dem früheren Haida, aus dem mehrere Gründer der Glasfachschule stammten. Im September 1996 übernahm Hartmut Lieb die Schulleitung. Von 1992 bis 1998 erfolgten mehrere Glasausstellungen in der Aula des Schlosses Hadamar, dem späteren Standort des Glasmuseums. 1998 war der Umzug von Teilen der Schule in den Neubau abgeschlossen. Im folgenden Jahr schlossen sich Umbauarbeiten an den dadurch frei gewordenen Gebäudeteilen an. Nach der 2003 aufgenommenen Renovierung der ehemaligen Fürstenwohnunge im Schloss Hadamar und mehrjährigen vorbereitenden Arbeiten wurde dort am 29. November 2014 das Glasmuseum Hadamar eröffnet.[17]
Im Jahr 2015 wurden die Glasfachschule Hadamar und die Staatliche Technikerakademie Weilburg trotz Ablehnung beider Kollegien zur Staatlichen Fachschule Weilburg-Hadamar zusammengeschlossen. Das hessische Kultusministerium begründete die Fusion mit zurückgehenden Schülerzahlen an beiden Einrichtungen.[18] 2016 wurde Astrid Häring-Heckelmann Schulleiterin. Im gleichen Jahr wurde die denkmalgeschützte Aula saniert. 2021 wurde Holger Schmidt als Schulleiter. 2022 wurde der Bereich Gestaltungs- und Medientechnik der Schule in Hadamar angesiedelt.[19]
Zu den besonderen Leistungen der Schulgemeinschaft zählten die Gravur des ersten Diatretglases im August 1967 durch Fachleherer Josef Welzel, der eine Theorie zur Herstellung dieser ursprünglich römischen Gläser bewies,[20] die ebenfalls durch Welzel 1987 ertmals gelungene unbeschädigte Nachbildungen einer Portlandvase 1987 sowie der Vase von Olbia 2008 und die 1979 erfolgte erstmalige Nachbildung eines Schaperglases durch Alfred Otto.[21]
Einzelnachweise
- ↑ Hermann Bellinger: Grußwort zur Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 7, 1989.
- ↑ Glasausbildung in Hadamar - Der Beginn in der Festschrift 75 Jahre Glasfachschule Hadamar, 2024, S. 74.
- ↑ Unser Förderverein in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 15, 1989.
- ↑ Glasausbildung in Hadamar - Der Beginn in der Festschrift 75 Jahre Glasfachschule Hadamar, 2024, S. 74 f.
- ↑ 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 11, 1989.
- ↑ Unser Förderverein in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 16 f., 1989.
- ↑ Meilensteine der Glasfachschule Hadamar in 75 Jahren in der Festschrift 75 Jahre Glasfachschule Hadamar, 2024, S. 26.
- ↑ 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 11 f., 1989.
- ↑ Glasausbildung in Hadamar - Der Beginn in der Festschrift 75 Jahre Glasfachschule Hadamar, 2024, S. 76.
- ↑ 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 11 f., 1989.
- ↑ Bernhard Felmer jr., Ernst Brinkmann: Grußwort zur Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, 1989.
- ↑ 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 12, 1989.
- ↑ Unser Förderverein in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 17 f., 1989.
- ↑ 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 12, 1989.
- ↑ Meilensteine der Glasfachschule Hadamar in 75 Jahren in der Festschrift 75 Jahre Glasfachschule Hadamar, 2024, S. 27.
- ↑ 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 13, 1989.
- ↑ Meilensteine der Glasfachschule Hadamar in 75 Jahren in der Festschrift 75 Jahre Glasfachschule Hadamar, 2024, S. 27 ff.
- ↑ Glasfachschule und Technikerakademie fusionieren in der Festschrift 75 Jahre Glasfachschule Hadamar, 2024, S. 40 f.
- ↑ Meilensteine der Glasfachschule Hadamar in 75 Jahren in der Festschrift 75 Jahre Glasfachschule Hadamar, 2024, S. 29.
- ↑ 40 Jahre Schulgeschichte in der Festschrift 40 Jahre Erwin-Stein-Schule, Glasfachschule Hadamar, S. 12, 1989.
- ↑ Meilensteine der Glasfachschule Hadamar in 75 Jahren in der Festschrift 75 Jahre Glasfachschule Hadamar, 2024, S. 27.